Kirche anders

Januar 2015 - Kirche Anders - Kirche ohne Gott

Menschen ohne Gott: Ja – Kirche ohne Gott: Nein

Theater Kirchenvorstandssitzung2Christuskirche auch zukünftig ohne Werbeflächen im Kirchraum - Einträchtig lebten alle miteinander, trafen sich reihum in den Häusern und teilten allen Besitz… Was für eine tolle Vorstellung von Gemeinschaft und konkret christlicher Gemeinde! Als Moderatorin des Abends las Sylvia Becker-Pröbstel diese Verse aus der Bibel vor. Sie sollen die erste christliche Gemeinde beschreiben. Aber Klaus Neumeier machte deutlich, dass das auch damals schon ein Idealbild war und nicht das Realbild von Kirche.

Viele waren gekommen, um etwas über die Wesensmerkmale der christlichen Kirche zu hören. „Christuskirche – jetzt auch ohne Gott“ lautete der provokante Titel und sehr weltlich eröffnete die Band „Extrablatt“ Kirche anders. Als Pfarrer Sorgenicht (Christopher Mallmann) dann aber zur außerordentlichen Kirchenvorstandssitzung lud, wurde es turbulent: Die fünf Anwesenden waren sich überhaupt nicht einig, wie es „in so schweren Zeiten“ (Aussage des Theater-Pfarrers) mit der Kirche weitergehen könnte. Sybille (Elke Krämer-Bergmann) hätte am liebsten alle spirituellen Angebote der Stadt in die Gemeinderäume geholt, während Erika (Christiane Kauer) eher auf die alten Konzepte mit Basar und Handarbeiten setzte. Als erfolgreicher Banker hatte Jochen (Tobias Utter) hingegen das fertige Konzept für die Vermietung der Räume in der Tasche und Sebastian (Michael Pröbstel) schlug Werbung an Kirchenwänden und auf dem Talar des Pfarrers vor. Jochen: „Hauptsache, die Räume und die Kasse werden endlich wieder voll!“

Theater Kirchenvorstandssitzung  Extrablatt 

In seiner sehr anschaulichen Predigt machte Pfarrer Neumeier deutlich, dass es generell zwei Muster gebe, um als Kirche auf die weitgehend säkulare Gesellschaft zu reagieren: Zum einen der Rückzug aus der Welt und die Konzentration auf Gott und die eigene Gemeinschaft. So lebten einige klösterliche Gemeinschaften und auch manche Kirchengemeinden. Zum anderen die Orientierung nach außen und vielfältige Mitwirkung in der Gesellschaft. Allerdings sei mit dieser Offenheit verbunden, dass der Eindruck einer „Kirche ohne Gott“ möglich werde. Als Christuskirchengemeinde in Bad Vilbel sei man ganz sicher nicht dem ersten Modell ähnlich, „sind wir aber deswegen Modell 2? Was würde Jesus zu unserer Gemeinde sagen, wenn er sie eine Weile miterlebt hätte?“ Eine hypothetische Frage zwar, aber doch eine wichtige, weil Kirche immer dem Vorbild Christi entsprechen müsse, „auch wenn Jesus uns kein Modell von Kirche hinterlassen hat“.

Predigt Klaus Neumeier  Predigt Neumeier und das Leitbild der Gemeinde 

Nach Neumeiers Worten lassen sich aus den Evangelien aber Kennzeichen von Kirche herauslesen: Kirche ist Gemeinschaft – und das mit Fürsorge und gegenseitiger Versöhnung auch dann, wenn Gemeinschaft und Liebe schwer fallen. „Gerade dann einander zuzuwenden macht Mühe, macht aber christliche Gemeinschaft aus und wird auch heute von außen wahrgenommen“. Kirche sei Salz in der Welt – gemäß einem Jesuswort und seiner Erwartung, dass Kirche die Welt verändert „und dabei wenn nötig auch wie bei Salz in einer Wunde brennt“. Immer sei Kirche Verkündigung, „aber nicht mit dem Ziel der Organisationserhaltung, sondern im wahrsten Sinn des Wortes um Gottes Willen. Es ist uns aufgetragen, seine Liebe in der Welt weiterzugeben, auch wenn sich dann keiner taufen lässt oder vermehrt Gottesdienste besucht“. Schließlich sie Kirche in steter Verbindung mit Gott, empfange Segen und Vergebung und wende sich an ihn mit Dank, Bitte, Klage und mit Gotteslob.

Für Neumeier war klar, dass nicht jedes einzelne Angebot einer Gemeinde alle Kennzeichen abdecken könne, wohl aber die Gemeinschaft als GanzPredigt Neumeier und die Modelle von Kirchee. Dem entspreche in der Christuskirchengemeinde das Leitbild, das der Kirchenvorstand vor einigen Jahren entwickelt hat und dem sich alle Angebote der Gemeinde verpflichtet fühlten. Man wolle so offen sein für alle Menschen, und dabei ausdrücklich auch für die, „die im eigenen Leben ohne Gott unterwegs sind“. Denn es sei der Kirche aufgetragen, die Liebe Gottes zu allen Menschen zu bringen. Hierfür nannte Neumeier ein Gleichnis Jesu, in dem der Hausvater eine Einladung zum Festmahl durch seine Knechte an die Hecken und Zäune zu allen Menschen bringen wolle. Dies sei ein Bild für den Auftrag der Kirche in der Welt. Auf jeden Fall wolle man nicht „Christuskirche ohne Gott“ sein und Werbeflächen gebe es auch zukünftig sicher weder im Kirchenraum noch auf dem Talar des Pfarrers!

Mehrere Rückfragen zur Predigt rundeten den Nachmittag thematisch ab, bevor mit Fürbitten und Segen sowie weiterer Musik von Extrablatt Kirche anders zu Ende ging.

Lutz Rosenkranz

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