Rückblick: Eine besondere Messe ... aus Sicht eines Tenors.
"Ihr seid klasse!" Damit hatte uns unser Chorleiter Thorsten Mebus am Donnerstag aus der Generalprobe entlassen. Ich glaube, so richtig abgenommen hat ihm das in dem Moment keiner von uns. Nach dem vorangegangenen Chorwochenende, an dessen Ende alles schon so gut geklungen hatte, war dies ein kleiner Dämpfer für die Stimmung. Noch zwei Tage, bekommen wir das wirklich hin?
Und dann waren die zwei Tage vorbei. Die Kirche ist dunkel und still, bis auf die eine Kerze am Altar. Drei, vier, .... This little light of mine - ein Klangteppich breitet sich in der Dunkelheit aus. Und plötzlich haben alle im Chor das Gefühl: Alles wird gut. Man kann sich treiben lassen in einem Meer aus Musik. Mal sanft mal stürmisch, mal traurig und mal hoffnungsfroh. Dann kommt die Ansage zur Gospel Mass. Jetzt erst recht noch mal konzentrieren. Gedanken schießen durch den Kopf: Hoffentlich treffen wir den Ton und sinken nicht in der Tonhöhe. Wie war noch mal der Übergang? Alle schauen gebannt auf Thorsten. Das Klavier setzt ein und der Gospeltrain setzt seine Fahrt fort. Im Namen des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes, so beginnt die Messe. Und die "drei Hexen" wie Thorsten seine Solistinnen Joy Hinkel, Melanie Hoppe-Simon und Vanessa Hedtmann liebevoll nennt, heben an zum ersten von so vielen hohen Tönen die noch vor uns liegen. Und es tut so gut, das zu hören. Dann setzt der Bass ein und aus den sechzig Kehlen erklingt ein harmonisches Kyrie, das sich bis zum strahlenden Lobpreis steigert.
Jeder Teil der Messe wäre es Wert, hier in aller Ausführlichkeit geschildert zu werden. Das Gloria mit dem Wechselspiel zwischen Joy Hinkels unverwechselbarem Sopran und den jazzigen Harmonien des Chores. Das von Melanie Hoppe-Simon gesungene Glaubensbekenntnis mit der dynamischen Steigerung von sanften Modulationen zum furiosen Ende. Das leicht dahin wiegende Hallelujah mit seinem vollen Klang. Das textlich und musikalisch schwierig zu singende Solo von Carsten Tober, das vom Rhythmus des Chores und der Band getragen wurde. Oder auch das Agnus Dei, das Vanessa Hedtmann und mir in der Höhe ziemlich viel abverlangte und an dessen krönendem Abschluss ein zart verklingendes Amen des Chores stand. Dann Stille, wir hatten es geschafft!
Was dann kam hatten wir erhofft aber in der Form nicht erwartet. Standing Ovations! Wow, das treibt einem schon mal einen schauer über den Rücken und Tränen in die Augen. Die Anspannung war wie weggeblasen und eine Mischung aus Stolz, Erleichterung und Freude macht sich breit. In dem Moment wussten wir: "Wir sind klasse!" (Vielen Dank an dieser Stelle auch einmal all unseren Konzertgästen. Sie waren einfach wunderbar.) Der Abend wird mir noch lange in guter Erinnerung bleiben und es treibt mir auch jetzt beim Schreiben noch kleine Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke!
Gerald Wollmann