Mitteilung:
Kein Glockenschlag in der Karzeit
Es ist eine alte Tradition, die in Bad Vilbel neu belebt werden soll: In der Zeit zwischen Karfreitag und Ostersonntag schweigen alle Glocken. Dieser Brauch geht zurück auf das kirchliche Verständnis des Osterfestes. An Karfreitag gedenken die Christinnen und Christen des Todes Jesu am Kreuz. Sogar die Uhrzeit ist in der Bibel überliefert: Gegen 15 Uhr soll er sein Leben ausgehaucht haben. Für die Gläubigen ist das ein Grund, ab dieser Todesstunde Jesu Trauer zu tragen. Und das bedeutet eben auch den Verzicht auf jegliche Form von Musik. Im Gottesdienst erklingt deshalb ab diesem Zeitpunkt keine Orgel mehr, und die Glocken bleiben ebenfalls stumm.
Zum Christentum gehört aber auch der Glaube an die Auferstehung Jesu. Gott soll ihm neues Leben geschenkt haben, so dass er „am dritten Tage auferstanden ist von den Toten“, wie es im Glaubensbekenntnis heißt. Diese Auferstehung wird am frühen Morgen des Ostersonntags gefeiert, und so ist dieser Ostermorgen dann auch der Zeitpunkt, zu dem die Glocken wieder in aller Pracht erschallen.
Auch, wer sich den christlichen Traditionen nicht verpflichtet fühlt, hat durchaus Grund, beim Glockenschweigen innerlich mitzugehen. Selbst die hessische Landesverfassung vor, dass der Karfreitag ein „stiller Feiertag“ sein solle, an dem es keine Tanzveranstaltungen geben kann. Die Landesväter und –mütter haben damit einen Respekt vor Leben und Sterben zum Ausdruck gebracht, dem auch gesellschaftlich wenigstens einmal im Jahr gedacht werden solle.
Während in einzelnen Kirchen diese Tradition schon länger gepflegt wird, haben sich in diesem Jahr alle Einrichtungen, deren Glocken sonst täglich erschallen, der Initiative angeschlossen. Neben den evangelischen und katholischen Gemeinden läuten in Bad Vilbel nämlich auch die Glocken des Alten Rathauses und der Stadtschule. Ihren Stundenschlag wird man von Karfreitag bis Ostersonntag nicht hören. Um dann umso intensiver die Hoffnung genießen zu können, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern dass das Leben stärker ist – wie es im herrlichen Glockenklang ab dem Ostermorgen dann wieder zum Ausdruck kommen kann.