Täglicher Impuls am 5.4.

Mit dem heutigen Palmsonntag beginnt die Karwoche. In ihr wollen wir an jedem Tag eine biblische Person, die am Geschehen der Passionsgeschichte Jesu beteiligt war, näher betrachten. Wir beginnen heute mit Judas.

20 04 05 Almeida Júnior Remorso de Judas 1880Bild: Almeida Júnior: Remorso de Judas, 1880

Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!

„Ja, ich habe keinen guten Ruf. Seit fast 2000 Jahren schon ist mein Name verrufen und mein untrennbar mit einem Kuss verbunden. Es war alles anders gekommen als ich es erhofft, erwartet, erbetet hatte. Aber gehen wir ein paar Tage zurück. Ich will euch erzählen, wie ich unseren triumphalen Empfang in Jerusalem erlebt habe:

Ich, Judas Iskarioth, und die anderen Freunde Jesu hatten unser Ziel fast erreicht. Der Weg von Galiläa im Norden bis nach Jerusalem ist wirklich weit, wenn man ihn Schritt für Schritt zu Fuß geht. Ich denke, die meisten Menschen in eurer Zeit können sich das gar nicht mehr vorstellen und sind in ihrem Leben nie einen solchen Weg wirklich zu Fuß gegangen. Aber gut, für uns war es normal und wir wollten Passah unbedingt in Jerusalem feiern, in der des Tempels, in der Stadt der göttlichen Gegenwart JHWHs im Allerheiligsten. Und das mit Jesus, unserem Meister! Jeden Weg hätten wir dafür auf uns genommen.

Als wir und der Stadt näherten, da spürten wir schon die Unruhe der anderen Pilger, die sich wie wir auf den Weg gemacht hatten. Jesus hatte inzwischen viele Anhänger und es hatte sich offensichtlich überall herumgesprochen, dass wir vor den Toren angekommen sind. Zwei uns waren im Auftrag Jesu vorausgegangen und kamen jetzt mit einem jungen Esel zurück. Wir legten ein paar unserer Obergewänder auf den Esel und Jesus ritt auf ihm durchs Stadttor. Erklären musste uns das niemand. Wir kannten das Wort des Propheten Sacharja: „Siehe dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel…“ (9,9). Am Weg standen unglaublich viele Menschen und jubelten Jesus und uns zu. Auch sie warfen ihre Obergewänder auf die Straße, damit der Esel mit Jesus nicht den staubigen Boden berühren muss. Und sie rissen Palmzweige von den Bäumen und legten sie dazu. „Hosianna dem Sohn Davids“ riefen sie und jubelten. Es war keine Frage: Sie empfingen ihren König. „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ und „Hosianna in der Höhe“. Was für eine Freude, was für eine Vorfreude auf die Tage in der Hauptstadt. Es musste sich in Windeseile herumsprechen, dass Jesus angekommen ist.

Spätestens jetzt war es klar für mich: Die nächsten Tage bringen die Wende. In den nächsten Tagen schon wird Jesus sich als der erweisen, der er in Wahrheit ist: Der König Gottes, der neue David, der Gesalbte des Herrn – der MESSIAS! Auf ihn hatten wir alle gewartet. Jetzt in der Hauptstadt, jetzt im Tempel wird er im Auftrag Gottes die Macht übernehmen. Die Zeit der Vorbereitung und des Wartens ist vorbei. Gelobt sei Gott! Es geht los.

Ich hatte keinen Zweifel, dass Jesus das genauso sah. Warum sonst hätte er das mit Esel selbst initiieren sollen?! Ja, er selbst war es doch gewesen! Warum tat er dann in den Tagen nichts…? Aber ich will beim heutigen Tag bleiben und beim Triumphzug in die Stadt Gottes hinein. So große Hoffnungen, so große Zuversicht, ja Gewissheit! … Am Ende wollte ich Jesus etwas nachhelfen, ihm auf die Sprünge helfen, in etwas in die Enge treiben, damit er sich allen offenbart. Ihr wisst, wie schief das ging. Es kam ganz anders. Ich verstehe es bis heute nicht. Ich jedenfalls hatte immer nur die lautersten Absichten. Ich war mir sicher, immer nur im Sinne Jesu zu handeln. Ganz sicher war ich mir. Nach diesem Einzug in Jerusalem war doch eigentlich alles klar gewesen…“

Herzliche Einladung zum Hören oder Mitsingen des Liedes:

hansgruener.de - Jesus zieht in Jerusalem ein

 

 

Gebet:

Herr Jesus Christus, als König bist du in Jerusalem eingezogen, als König Gottes. Sicher waren es viele, die damals erwartet haben, dass du für alle Welt sichtbar die göttliche Macht aufrichtest.

Dein Einzug aber war anders gewesen und auch heute geht es Dir nicht um äußere Macht. Du willst in mein Herz einziehen. Jeden Tag neu. Heute darf ich mich ganz besonders daran erinnern.

Ich bitte Dich: Fülle mein Herz mit Deiner Liebe aus. Fülle mich mit Deiner Liebe aus. Zieh jeden Tag neu in mein Herz ein und sei Herr meines Lebens.

Amen.

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