Täglicher Impuls am 08.04.

Inkone Pontius Pilates wife
Ikone der Claudia Procula, wie die Frau des Pontius Pilatus genannt wurde
„Gelitten unter Pontius Pilatus“ heißt es im Glaubensbekenntnis und dadurch kennt man den Namen Pontius Pilatus ganz gut. Den seiner Ehefrau kennen wir nicht, auch wenn sie in der Bibel einmal erwähnt wird.
Pontius Pilatus war von 26 bis 36. n. Chr. Statthalter des Kaisers Tiberius in Judäa und Samaria. Dann wurde er abgesetzt, weil ihm von römischer Seite Bestechlichkeit, Grausamkeit und Veruntreuung vorgeworfen wurde. (so berichtet Philo von Alexandria). Er hatte wohl einen Pilgerzug in Samaria so brutal niederschlagen lassen, dass es selbst den nicht gerade zimperlichen Römern zu viel war. Außerdem soll er sich am jüdischen Tempelschatz bereichert haben und er habe sich privat eine Wasserleitung in seinen Palast auf Staatskosten bauen lassen. Verglichen damit, kommt Pilatus in den Evangelien relativ gut weg.
Im Matthäusevangelium (27,19) steht, dass seine Frau Pontius Pilatus ausrichten lässt, direkt bevor er das Urteil über Jesus spricht: „»Lass die Hände von diesem Gerechten! Seinetwegen hatte ich letzte Nacht einen schrecklichen Traum.« Obwohl ihr Name nicht genannt ist, bürgerte sich später für sie der Name Claudia Procula ein.

Claudia Procula, wie ich sie nun einfach nenne, befand sich entweder in der Festung Antonia oder im Praetorium, dem ehemaligen Palast Herodes des Großen, als eine Abordnung des Sanhedrin den gefesselten Jesus vor den Richterstuhl ihres Mannes brachte. Als sie von der Forderung der Priester und des versammelten Volkes hörte, dass Jesus, als Aufrührer von den Römern gekreuzigt werden solle, ließ sie ihrem Mann diese Nachricht übermitteln. Über den Inhalt des Traumes wird nichts gesagt. Die Ausleger der Stelle waren sich immer uneins in der Frage, wer ihr diesen Traum geschickt habe: Gott oder der Teufel.
Wieso denn der Teufel, war mein erster Gedanke? Aber bei genauerem Nachdenken, wäre es ja widersinnig von Gott gewesen, einen so laschen Versuch zu unternehmen, das Urteil von Jesus noch abzuwenden. Das hätte Gott doch wohl direkt machen können. Außerdem hatte Jesus hatte sich in sein Schicksal ergeben, um unser aller Schuld auf sich zu nehmen. Dann also doch der Teufel, um den Heilsplan Gottes zu durchkreuzen? Dahinter steckt die ganz grundlegende Frage, warum Jesus sterben musste und ob es Gottes Wille gewesen war.
Claudia Procula wird sich diese Fragen wohl kaum gestellt haben. Sie nennt Jesus einen Gerechten und vielleicht ist das ja viel wichtiger als ihr Traum. Sie setzt sich für einen Menschen ein, der für sie Gerechtigkeit verkörpert und stellt sich gegen ihren Mann, von dem sie in der Regel das Gegenteil erlebt hatte. In jedem Fall war sie eine Römerin der herrschenden Oberschicht und hatte erkannt, dass Jesus ein Gerechter war. Ob man sie darum als eine Art heimliche Christin bezeichnen kann, wie das später geschah, sei dahingestellt. In der orthodoxen Kirche wird sie als Heilige verehrt.

Wir nähern uns Karfreitag und vertont ist diese Annäherung im Lied:
„Wir geh’n hinauf nach Jerusalem“;
(zu hören auch unter: https://www.youtube.com/watch?v=DF04ey6PSFY)

1. Wir gehn hinauf nach Jerusalem in leidender Liebe Zeiten und sehen, wie einer für alle stirbt, um uns einen Platz zu bereiten.
2. Wir gehn hinauf nach Jerusalem. Wer will bei dem Herren bleiben und kosten von einem so bittern Kelch? Die Angst soll uns nicht von ihm treiben.
3. Wir gehn hinauf nach Jerusalem, das Opfer der Welt zu sehen, zu spüren, wie unsere Not vergeht, und unter dem Kreuze zu stehen.
4. Wir gehn hinauf nach Jerusalem, zur Stätte der ewgen Klarheit. Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt, da finden wir Christus in Wahrheit.

Gebet:
Herr: für uns gelitten, wegen unserer Schuld gestorben: das sind schwere Worte, schwer zu verstehen und schwer auszuhalten. Wie oft verstehen wir Leid und Unrecht einfach nicht. Versuchen zu erklären, was gar nicht erklärbar ist.
Sich hineingeben in deine Liebe, dein Mitleiden spüren: das hilft mehr.
Steh uns bei in unserem Leid, in unserer Angst und wir spüren: du bist da. Das tröstet.
Dank sei dir dafür. Amen

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