
Unter der Leitung von Jonathan Wenzel haben vier Gitarristen, Schlagzeuger, Keyboarder, Bassisten, Sängerinnen und eine Violinistin über viele Wochen die ersten modernen christlichen Lieder eingeübt und sie jetzt bei Kirche anders als Band oder in Begleitung durch den Jugendchor vorgetragen.
Und spätestens bei „Over all the earth“ schwappte die Begeisterung über und im voll besetzten Saal wurde kräftig mitgeklatscht. Keine Frage: Das tut gut bei einem ersten großen öffentlichen Auftritt!
Aber es ging bei Kirche anders natürlich nicht in erster Linie um die Musik, sondern um das Thema des Nachmittags: Zum zweiten Mal stand eine der so genannten sieben Todsünden auf dem Programm und die Besucher wurden bereits am Eingang mit einem XXL-Schokokuss begrüßt – ganz frisch und als Extraanfertigung für Kirche anders! Sehr eindrücklich wurde die Völlerei mit der „Schlacht am kalten Büffet“ vor Augen geführt, als Matthias Meffert in der Rolle des Mr. Bean am Büffet ohne jedes Maß zulangte. Zur Untermalung trug Klaus Neumeier das gleichnamige Lied von Reinhard Mey vor.
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In der Predigt aber ging es nicht nur um das XXL-Essen, das die meisten am ehesten mit Völlerei verbinden. „XXL ist ein Lebensprinzip in unserer Gesellschaft und in ganz vielen Bereichen erkennbar: Flat-Rate-Saufen, XXL-Wolkenkratzer, Extremsport, Kaufsucht, XXL-Technikwahn oder auch, wenn das ganze Wochenende zu einer XXL-Party wird“ stellte Pfarrer Klaus Neumeier das Thema in einen weiten Kontext. Grundsätzlich aber seien alle diese Begriffe nicht selbst das Problem, sondern ihr extremes und maßloses Ausleben: „Wer einen Bereich seines Lebens XXL-mäßig ausufern lässt, der vernachlässigt viele andere wertvolle Bereiche seines Lebens. Er ist zugleich so auf einem Egotrip, dass er seine Zeit, sein Geld und seine Gaben nicht im Sinne Gottes in die Welt einbringen kann. Und zudem zerstört jedes suchtmäßige XXL-Leben Körper und Geist, kann aber die tiefen verborgenen Sehnsüchte nicht befriedigen und die persönlichen Probleme nicht lösen.“ XXL sei also wie eine Spirale: Wenn L nicht genüge, dann komme XL, dann XXL und so weiter. Das Maß sei verloren gegangen. Sylvia Becker-Pröbstel unterstrich dies als Ernährungsberaterin und machte deutlich, wie gefährlich die Maßlosigkeit beim Essen sei, wie wertvoll aber zugleich gemeinschaftliches Genießen. Überraschend war, wie sie mit biblischen Zitaten eine gesunde Kost empfehlen konnte! „Gott will ein erfülltes Leben in den Maßen, die uns gut tun, damit wir im Übermaß das Genießen nicht verpassen“ war die Quintessenz der beiden Prediger, die sich im Anschluss an ihre Überlegungen noch vielen Fragen aus dem Publikum stellten.
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Ohne gleich der Völlerei verdächtig zu sein nahmen einige auf den Heimweg noch einen zweiten XXL-Schokokuss mit und freuten sich auf das nächste Kirche anders am 28. Februar zum Thema „Ich krieg die Krise“.
Lutz Rosenkranz