Kirche anders wendet sich mit Erziehungsthema an Elterngeneration
Am 17. Januar wird Kirche anders sein zwanzigjähriges Jubiläum feiern, jetzt begann am Sonntag die neue Saison im bis auf den letzten Platz besetzten Saal der Christuskirchengemeinde im Grünen Weg. Mit rockiger Musik begrüßte „Extrablatt“ – am Sonntag mit Gastschlagzeuger Thorsten Mebus - die Besucher und führte mit „Another Brick in the Wall“ direkt ins Thema ein: Wie viel Begleitung und Leitung brauchen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wirklich? Im Theater spielten Britta Betz und Michael Pröbstel ein fürsorgliches Elternpaar, das die erwachsene Tochter (Anja Seybold) in völlig überzogener Weise bemutterte: „Papa, ich entscheide über einen Millionenkredit. Andere Menschen trauen mir etwas zu…“.
Pfarrer Dr. Klaus Neumeier nahm die Thematik auf und machte deutlich, dass Eltern heute einen sehr anspruchsvollen Job haben, weil nie zuvor die eigenen Ansprüche an die eigene Erziehungsarbeit höher gewesen seien. Geprägt von einem „nichts ist unmöglich“-Zeitgeist seien wir eine Macher- und Entscheidergeneration und beinahe automatisch würde dieser Ansatz in die Erziehung übertragen: „Wir Eltern sind jeden Tag neu in der Gefahr, alles für unsere Kinder zu machen und zu entscheiden.“ Ruth Homann stimmte als Leiterin der Kita Arche Noah ausdrücklich zu: „Kinder müssen selbst ihre kleinen Alltagskonflikte austragen“. Sylvia Becker-Pröbstel erzählte als langjährige Kinderbürgermeisterin und Ernährungsberaterin aus ihrer Berufspraxis und machte deutlich, wie sich überzogene Ansprüche an Kinder auf den gesamten Organismus auswirken können.
Mit einem modernen Tauflied (musikalisch sehr stimmungsvoll vorgetragen von Anja Seybold und Christoph Diemerling) hielt Klaus Neumeier dem Macher-Denken einen anderen Ansatz entgegen: Kinder sind uns anvertraut und wir sollen und dürfen sie auf ihren eigenen Wegen als Freunde begleiten. Er machte Mut, Kindern ganz viel zuzutrauen und Vertrauen in sie und in das Leben selbst vorzuleben. Und sie dann aber ebenso mit Liebe aufzufangen, wenn (sie selbst!) Niederlagen und Konflikte durchstehen müssen. Mit anschaulichen Beispielen erzählte Klaus Neumeier, der selbst Vater zweier erwachsener Töchter ist, von gelingendem Vertrauen in Kinder. „Wir müssen Kindern und Jugendlichen Mut machen, eigene Wege zu gehen und sie auf diesen stärken“.
Dazu bräuchten wir alle viel mehr Gelassenheit: „Eine 5 in Mathe ist nicht das Ende der Schulkarriere und ein Kind, das mit 13 Monaten noch nicht laufen kann, wird es ganz sicher erlernen“. Ebenso wäre es wichtig, dass Kinder Wege alleine gehen lernen und Jugendliche mit Freunden gemeinsam unterwegs sein dürfen – manchmal auch gegen anfängliche Ängste der Eltern. „Jeder selbst ausgetragene Konflikt ist ein Sieg und besser als die Lösung durch Eltern“ so Neumeier. Immer wieder machte er dabei auch deutlich, wie sehr mutmachende Geschichten der Bibel Vertrauen und Liebe zu Kindern unterstützen.
Viele Fragen an die Predigenden machten deutlich, wie sehr das Thema Eltern betrifft und auch in den vom Publikum formulierten Fürbitten wurde dies erkennbar. Ab Dienstag 10.11. (20 Uhr im Gemeindezentrum im Grünen Weg) vertieft die Gesprächsreihe „Kinder und der liebe Gott“ die Thematik dieses Kirche anders. Der nächste Kirche anders-Termin ist am 6. Dezember um 17 Uhr im Grünen Weg.
Lutz Rosenkranz