Evangelische Christuskirchengemeinde 
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Kirche anders

Abschluss der Kirche anders Saison

„Christen müssen sich in die Politik einmischen“

Mit deutlichen und zugleich ausgewogenen Worten packte Kirche anders ein heißes Eisen an.

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Image Eigentlich hätte man mit den „kalifornischen Träumen“ des Gospeltrain gleich zu Beginn des letzten Kirche anders der Saison 2005/2006 in andere Welten entschweben können. Eigentlich hätte es nach der großen Jubiläumsfeier wenige Wochen zuvor ein ganz harmonisches ruhiges Kirche anders werden können. Eigentlich hätten die Kommunalwahlen bereits für genug Politik an diesem Tag sorgen können. Eigentlich… Genau aus Anlass der Wahlen aber haben sich die Macher des alternativ-Gottesdienstes in der Christuskirchengemeinde ein heißes Eisen herausgesucht: Christentum und Politik.

Bereits beim Ankommen wurde man – zum zweiten Mal an diesem Tag – zum Wählen, Kumulieren und Panaschieren aufgefordert. Diesmal aber ging es nicht um Parteien, sondern um das Einmischen von Christen in die Politik: Ja oder Nein. Dazu wurden konkrete Fragen gestellt. Bei der Föderalismusdebatte sah die Mehrheit der wieder sehr zahlreichen Besucher keinen christlichen Handlungsbedarf, ebenso wenig  bei den ethischen Begleitfragen zur Fußball-WM (Zwangsprostitution und Betteleiverbot). Deutliche Mehrheiten für eine christliche Einmischung gab es aber bei anderen Themen: die Frage der Bildung Jugendlicher, die Moral in der Wirtschaft und die Asyl- und Einwanderungsfrage sollte christlich begleitet und kommentiert werden. Am deutlichsten war dies Votum bei der aktuellen Frage eines Todesurteils gegen einen zum Christentum konvertierten Moslem.

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Bissig, aktuell, aber ohne erhobenen Zeigefinger führte das Theaterstück vor Augen, wie wenig tauglich der Fragebogen-Eignungstest zum Deutschtum ist. Christian Brück als Staatsvertreter und Sylvia Becker-Pröbstel spielten mit großem Engagement und so authentisch, dass den Besuchern das Lachen im Halse stecken blieb. Mit zwei sehr polarisierten Statements führten Anne Roell und Rolf Schlitt die Kernfrage weiter, die dann Hartmuth Schröder in seiner Predigt aufgriff und daran erinnerte, dass es für die herrschenden Politiker immer unwillkommen sei, wenn Christen sie auf den Anspruch der Bergpredigt hinwiesen. Schröder nahm die Nachrüstungsdebatte unter Kanzler Helmut Schmidt auf und zeigte eine Karikatur mit Kanzler Helmut Kohl und der zensierten Bergpredigt.

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Hartmuth Schröder würdigte die Trennung von Staat und Religion. Diese aber bedeute nicht, dass Christen sich nicht einmischen sollten. Weil Bibel und Glaube das Miteinander der Menschen zum Thema hätten, deshalb müsste dies auch in die gesellschaftlichen Fragen hinein gesagt werden. Die Unabhängigkeit Jesu von der Politik der Mächtigen solle daher auch heute Politiker bewegen, nicht der Macht und dem Geld nach zu eifern. In diesem Sinne Jesu gegen den Strom zu schwimmen sei Auftrag für Christen zu allen Zeiten gewesen. Und dies sei durchaus nicht eine unvernünftige Glaubenssache! Zwei Beispiele führte Schröder auf, um die Vernünftigkeit dieser gesellschaftskritischen Unabhängigkeit aus christlicher Motivation zu begründen: Einmal die Tendenz der Wirtschaft, um hoher Dividenden willen trotz steigender Gewinne Menschen zu entlassen, zum anderen die kriegstreibende Politik im Irakkonflikt vor drei Jahren wider wirkliche Lösungen und hinreichende Gründe.

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Mehrfach von spontanem Beifall unterbrochen zeigten die Besucher auch beim folgenden „Frage und Antwort“, dass sie mehrheitlich sehr mit den gleichzeitig deutlichen, aber parteilpolitisch zurückhaltenden Worten Schröders einverstanden waren, wenn auch einige mit kritischen Anmerkungen und Fragen andere Meinungen deutlich machten. Zum Ende erinnerte Schröder an den Theologen und Widerstandskämpfer gegen Hitler Dietrich Bonhoeffer, der für seine Einmischung mit dem Leben bezahlen musste. „Wir werden heute höchstens belächelt, und das ist doch auszuhalten“ machte Schröder den Besuchern Mut, sich christlich, konstruktiv und durchaus parteiisch einzumischen.

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Und dann gab es nach den politischen Worten noch Worte des Dankes: Pfarrer und Kirche anders-Leiter Klaus Neumeier dankte Marlene Schröder-Greim, der Moderatorin des heutigen Tages, für zehn Jahre Mitarbeit im Team und verabschiedete sie mit guten Wünschen und der Hoffnung, dass sie sich an anderen Orten weiterhin in der Gemeinde engagieren möge. Mit beswingten Klängen verabschiedete der Gospeltrain unter der Leitung von Thorsten Mebus die Besucher in die Sommerpause, bevor Kirche anders  im Herbst in die neue Saison startet.

 

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