Die Handlung (erzählt nach M. Kunze)

(zitiert nach: http://www.luther-oratorium.de/das-projekt/die-handlung/)

Synopsis 
Im Mittelpunkt der Handlung steht Martin Luther, der 1521 vor dem Reichstag von Worms aufgefordert ist, seine kirchenkritischen Aussagen zu widerrufen. Mit Rückblenden und Ausblicken rund um das dortige Geschehen erzählt das Pop-Oratorium von Luthers Ringen um die biblische Wahrheit und von seinem Kampf gegen Obrigkeit und Kirche – eine spannende Geschichte über Politik und Religion ebenso wie über die Person Martin Luther. Und ein außergewöhnlicher Zugang zu einer hochaktuellen Frage: Wie konnte Luthers Anstoß zum „Selber denken“ umfangreiche Veränderungen in der Gesellschaft, in Ehe und Familie, in Bildung, Wissenschaft, Kunst und Musik auslösen?

1. Prolog
Worms 1521. Ein Herold verkündet, dass der mit päpstlichem Bann belegte Martin Luther sich hier vor Kaiser Karl V. verantworten muss. Ihm ist freies Geleit zugesagt. Gegner und Unterstützer fragen sich, wer dieser Luther eigentlich ist. Die Meinungen gehen weit auseinander.

2. Am Anfang war das Wort
Die Marketenderin Lara erzählt, wie sie als Kind mit Martin Luther gespielt und was sie später über seine Studienzeit erfahren hat. Rückblick: In einem Gewitter hat der junge Luther eine Vision, in der die Bedeutung von Gottes Wort beschworen wird. Er gelobt, Mönch zu werden.

3. In Worms ist Reichstag
In Worms sind Deutschlands Fürsten versammelt, um mit dem jungen Kaiser Karl V. über Regierungsangelegenheiten zu entscheiden. Auf dem Platz vor dem Dom drängen sich Menschen aller Schichten. Für die Zeit des Reichtstags ist die kleine Stadt das Zentrum der damaligen Welt. Mit großer Erwartung sieht man dem Verhör Luthers entgegen.

4. Martins Ankunft
Als Luther eintrifft, verwahrt er sich gegen den Kult um ihn. Weil man ihn als Rebell und Befreier begrüßt, fühlt er sich missverstanden. Er fordert die Menge auf, nicht auf einen Volkshelden zu warten, sondern sich selbst zu befreien. Und zwar durch die Wahrheit. Die Zuhörer fragen sich ernüchtert, was das bedeuten soll und was Luther eigentlich will.

5. Multiplikation
Als Antwort bietet der Verleger Johann Froben den Leuten Luthers Schriften zum Kauf an. Die Erfindung des Buchdrucks hat alles verändert. Neue Ideen bleiben nicht länger in Klöstern eingesperrt, sondern werden tausendfach vervielfältigt und jedem zugänglich gemacht. Gedanken können nicht länger durch obrigkeitliche Verbote ausgelöscht werden. Eine Medienrevolution. Ohne die gutenbergische Multiplikation wäre der Fall Luther längst erledigt.

6. Weg mit dem Mönch
Im Wormser Dom hält der Dominikanerpater Faber eine Brandrede gegen den Ketzer Luther. Er fordert die zuhörenden Fürsten und kaiserlichen Beamten auf, in dem bevorstehenden Verfahren keine Gnade walten zu lassen.

7. Selber Denken!
Währenddessen sucht Martin Luther Kraft im Gebet. Er bekräftigt seine Überzeugung, dass jeder Mensch in der Zwiesprache mit Gott sein Gewissen zu prüfen und ihm auch dann zu folgen hat, wenn weltliche Autoritäten ein anderes Verhalten verlangen.

8. Ablass
Ein Ablassprediger verteidigt den Verkauf göttlicher Gnade gegen Luthers Angriffe. Da der Papst als Gottes Stellvertreter den Ablass gestiftet hat, sei bereits der Protest dagegen Ketzerei. Um ihr Seelenheil zu retten, werfen viele Zuhörer Geld in den bereitgestellten Kasten.

9. Machtspiel
Im kaiserlichen Quartier reden Berater auf Karl V. ein. Der junge Kaiser weiß, dass es in der Politik nicht um Moral und Recht geht. Für ihn geht es einzig und allein um die Sicherung der Macht. Das wird sein Verhalten im Fall Luther bestimmen. Als Kaiser braucht Karl die Unterstützung des Papstes, und ein querulanter Mönch darf ihm nicht in die Quere kommen.

10. Gottes Kinder
Auf dem Weg zum Verhör geht Martin Luther durch eine Menge von Neugierigen, die ihm Mut zusprechen.

11. Erstes Verhör
Martin Luther steht vor dem Thron des Kaisers, um sich zu rechtfertigen für seine Schriften. Der Dominikaner Faber verlangt von ihm den Widerruf aller Lehren, die der kirchlichen Autorität widersprechen. Die anwesenden Fürsten beobachten, wie Luther um eine Antwort ringt.  Er will gehorchen, aber auch nicht gegen sein Gewissen handeln. Verzagt bittet er um Bedenkzeit, die ihm gewährt wird. Die wartende Menge ist enttäuscht. Man hat sich Luther kämpferischer vorgestellt.

{Pause}

12. Luthers Hammerschläge
Am nächsten Tag warten schon am Morgen viele auf die Fortsetzung des Verfahrens. Man erinnert sich an den Thesenanschlag in Wittenberg, der Martin Luther berühmt gemacht hat. In einer Zeit von Angst und Unsicherheit wirkten Luthers Worte gegen die Mächtigen wie ein Fanal. Das Gefühl in Gott eine feste Burg zu haben, gab Menschen überall im Land ein neues Selbstbewusstsein.

13. Das heilige Geschäft
Anton Fugger, Inhaber des bekannten Augsburger Bankhauses, bespricht mit seinen Angestellten das Problem Luther. Sein Kampf gegen den Ablasshandel droht eine internationale Bankenkrise auszulösen, weil er eine Hauptsäule des europäischen Kreditsystems ist. Die Ablassedikte des Papstes werden von Geldhäusern wie den Fuggern als Wertpapiere behandelt und beliehen. Der Papst erhält vorab die Ausgabesumme. Die Banken übernehmen die Verwertung. Nach Abzug der Beteiligungen für alle Mitwirkenden dient das Inkasso der Refinanzierung und dem Profit. Das alles bringt Luther in Gefahr. Falls der Ablasshandel ins Stocken oder gar zum Erliegen kommt, bricht möglicherweise das Finanzsystem des Reichs zusammen.

14. Anfechtung
Philipp Melanchthon berichtet den vor Luthers Wormser Quartier wartenden Menschen, dass Martin durchaus nicht frei von Zweifeln ist. Wir sehen ihn in tiefer Nacht bedrängt von Fragen, die ihn wie Dämonen bedrängen. Ihm kommt der Apostel Paulus zu Hilfe. Mit den Worten des Römerbriefs verschafft er Luther innere Ruhe und Selbstgewissheit.

15. Hier steh ich. Amen.
Mit neuem Mut blickt Martin Luther am frühen Morgen aus dem Fenster. Dies ist der Tag, an dem sich sein Schicksal entscheiden wird. Er nimmt sich vor, das Evangelium zu verteidigen, koste es, was es wolle. Seine Entscheidung ist gefallen: Er wird nicht widerrufen.

16. Nichts hören, nichts sagen, nichts sehn.
Im Hauptquartier des Kaisers melden sich nacheinander zwei Besucher, um das Urteil gegen Luther vorab zu beeinflussen. Der erste ist der sächsische Kurfürst Friedrich. Er habe, sagt er, Karl nur unter der Bedingung zum Kaiser gewählt, dass Luther nichts geschehe. An diese Zusage müsse Karl sich halten. Der andere Besucher, der Dominikaner Faber, erinnert den Kaiser an das dem Papst gegebene Versprechen, Luther zu verurteilen. Karl V. legt sich nicht fest.  Unter Regierungskunst versteht er das Geschick, sich aus den Streitereien herauszuhalten und zum eigenem Vorteil zu handeln.

17. Mut.
Die Marketenderin Lara erzählt einer Gruppe von Menschen, wie sie nach vielen Jahren Luther wieder begegnet ist. Die Kirche hatte sie ausgestoßen, weil ihre Eltern die Pacht schuldig geblieben waren. Martin Luther habe ihr Mut zugesprochen und versichert, dass kein Kirchenbann ihr Gottes Liebe nehmen könne.

18. Zweites Verhör
Hoch erhobenen Hauptes steht Martin Luther erneut vor dem Kaiser. Der Dominikaner Faber verlangt von ihm erneut einen Widerruf. Luther weigert sich. Er verlangt, dass man ihn des Irrtums überführt. Dann wirft er der römischen Kirche vor, "Gold und Seelen" zu plündern. Den Kaiser erinnert er an den ägyptischen Pharao, der Unglück über sein Land brachte, weil er Gottes Wünsche ignorierte. Dieser Vergleich führt zum Eklat. Im Tumult der allgemeinen Empörung muss der Herold Luther vor Übergriffen schützen. Der Kaiser ist außer sich. Er will Luther auf dem Scheiterhaufen sehen. Kurfürst Friedrich besteht jedoch auf dem zugesicherten Geleit für Luther. Dem widerspricht Faber mit der Begründung, dass Gottes Gebot alle weltlichen Zusagen aufhebe.

19. Flucht und Zuflucht
Während Juristen das Für und Wider von Luthers Verurteilung diskutieren, verlässt er bei Nacht und Nebel Worms in Richtung Sachsen. In einem Wald hinter Gotha wird seine Kutsche von Bewaffneten angehalten. Luther wird in einen Turm der Wartburg gebracht, wo man ihm verkündet, dass man ihn hier im Auftrag des sächsischen Kurfürsten vor den kaiserlichen Häschern versteckt halten wird.  Luther beschließt in der Einsamkeit dieses Raumes, die hebräische Bibel und das griechische Neue Testament ins Deutsche zu übersetzen. Jedermann soll Zugang zu Gottes Wort erhalten, denn am Anfang war das Wort, und Gott ist das Wort. So erfüllt er den Auftrag, der ihm als jungen Mann in jenem Gewitter erteilt wurde.

20. Finale
Alle Mitwirkenden treten aus ihren Rollen und suchen eine abschließende Antwort auf die Frage, wer Luther eigentlich war.

Drucken