2017 - Marktgottesdienst - Christusnachfolge im Alltag

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Jeder Gottesdienst im Autoscooter ist etwas Besonderes. Auch wenn die jährlichen Gottesdienste der Evangelischen Christuskirchengemeinde an diesem besonderen Ort bereits eine lange Tradition haben, gibt es doch jedes Jahr Erstbesucher. Ein solcher war in diesem der indische Pfarrer Vijay Kumar, der im Rahmen einer größeren Delegation aus der nordindischen Diözese Amritsar zu Gast war in Bad Vilbel.

„Ich finde es großartig, dass hier mitten auf dem Jahrmarkt das Evangelium von Jesus Christus und von Gottes Liebe zur Welt verkündigt wird“ war Vijay Kumar sehr begeistert vom Vilbeler Markt und von der besonderen Atmosphäre eines Gottesdienstes im Autoscooter. Begrüßt wurde er von Tobias Utter, der als Kirchenvorsteher der Christuskirchengemeinde den Gottesdienst eröffnete und wie jedes Jahr auch Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr willkommen heißen konnte.

„Die Welt zu Gast“ war das Motto in diesem Gottesdienst am ersten Marktsonntag und Gemeindepfarrer Dr. Klaus Neumeier sowie die Schaustellerpfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Christine Beutler-Lotz deuteten das Thema auf sehr unterschiedliche Weise. Die Schaustellerseelsorgerin erinnerte daran, dass zwar 95% der Marktbeschicker Deutsche seien, mit ihnen zusammen aber viele Menschen aus anderen Ländern von Markt zu Markt ziehen und die Fahrgeschäfte aufbauen. Klaus Eiserloh, Gastgeber im Autoscooter, konnte denn auch spontan mehrere Wörter auf Polnisch nennen! Klaus Neumeier zitierte einen Theologenkollegen, der in der Zeit der großen Flüchtlingsströme eine bemerkenswerte Bemerkung gemacht hatte: Eigentlich habe Gott uns mit dem Tauf- und Missionsbefehl hinaus in die Welt gesandt, da wir dies aber offensichtlich wenig gut gemacht hätten, hätte Gott selbst nun die Welt zu Gast zu uns gesandt. Klaus Neumeier: „Wir sind der Welt auch hier vor Ort das Evangelium schuldig, die gute Botschaft von Gottes Liebe zur Welt und zu jedem Einzelnen.“

Klaus Neumeier Vijay Kumar Christine Beutler LotzVijay Kumar ermutigte in seiner Predigt die Menschen zu einer lebendigen, fröhlichen und glaubwürdigen Nachfolge Christi. An unserem Leben sollten die Menschen erkennen, wer Christus war und was er für uns bedeutet. Gottes Bundesschluss mit Noah gelte nicht nur damals, sondern auch heute und uns persönlich. Aus diesem Versprechen Gottes heraus dürften und könnten wir leben. Dieses Leben zum Lob Gottes dürften uns die anderen Menschen gerne abspüren. In indischer Tradition lud er ein zu einem lauten „Halleluja“ – tatsächlich stimmte die Gemeinde auf den Bierzeltbänken im voll besetzten Autoscooter beachtlich lautstark mit ein.

Mit Vijay Kumar waren zwei weitere indische Gäste im Gottesdienst dabei. Alle drei wohnen für drei Wochen in Bad Vilbel und gehören zu einer neunköpfigen Delegation, die von Bischof Samantaroy geleitet wird und die aus Anlass des 500jährigen Reformationsjubiläums nach Deutschland kam – eingeladen von den beiden evangelischen Dekanaten Wetterau und Gießen, die Träger der Partnerschaft zur Diözese Amritsar sind. Bereits im vergangenen Herbst war im Rahmen dieser Partnerschaft eine Christuskirchen-Kulturreise nach Amritsar gegangen: 38 Personen aus der Christuskirchengemeinde wurden vor allem in der namensgleichen Gemeinde der Christ Church Cathedral in Amritsar selbst herzlich willkommen geheißen. Die Reise war Grundstein für eine Gemeindepartnerschaft innerhalb der größeren Partnerschaft der Dekanate und Diözese. Weitere Besuche und Partnerprojekte wurden in diesen Tagen ins Auge gefasst.

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Der Gottesdienst auf dem Vilbeler Markt wurde musikalisch begleitet von der Jugendband „BiG“ (Believe in God), die aus der gemeinsamen Konfirmandenarbeit der beiden Gemeinden Dortelweil und Christuskirche entstanden ist. Zu Ehren der Gäste wurden die Lieder ausnahmsweise alle in englisch gesungen – auch in Erinnerung an die erlebte vergleichbare Gastfreundschaft der indischen Mitchristen im Oktober 2016. Spontan erklärte sich schließlich Schaustellerpfarrerin Beutler-Lotz bereit, die Kollekte nicht für ihre Arbeit, sondern für die indischen Freunde zu sammeln. Mit dem Segen der beiden Pfarrer Vijay Kumar – gesprochen auf Hindi – und Klaus Neumeier endete ein ungewöhnlicher Gottesdienst an ungewöhnlichem Ort.                                             L

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