2019-03 - Kulturfahrt - Amritsar

„Faithful 8“ and friends besuchten Partnergemeinde in Amritsar (Nordindien)Predigt von Sascha Reichel Jakob Zehner und Hannah Neumeier v.l.n

„Jeder kennt das kleine Schmunzeln, das man bekommt, wenn man jemandem ohne Deutschkenntnisse aufträgt, einen deutschen Satz auszusprechen. Die für uns so einfachen Worte klingen ganz anders aus ungeübten Mündern. Wenn aus der einen Person auf einmal ein paar mehr Menschen werden, verwandelt sich das Schmunzeln in Staunen und Freude. „Wir haben es erlebt!“ 700 Inder tanzen und singen mit voller Kraft: „Du bist gut!““ So erzählt Gitarrist Niko Ochs von seinen Erlebnissen.

Pfarrer Vijay Kumar war inzwischen mehrmals in Bad Vilbel gewesen und hat viele Gruppen besucht und in der Christuskirche und auch beim Gottesdienst zum Vilbeler Markt im Autoscooter gepredigt. Im Frühjahr 2019 war eine Gruppe von jugendlichen Mitarbeitenden zusammen mit Thorsten Mebus, Ulrike Mey und Gaby und Reinhard Walter in Amritsar gewesen: Gemeinsame Gottesdienste und Bibelarbeiten und ein großes Konzert der Jugendband „Faithful 8“ standen im Mittelpunkt. In 2020 erwarten wir eine Besuchsgruppe aus Amritsar in unserer Gemeinde.

Im Rahmen der noch relativ jungen Partnerschaft zwischen der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel und der Christchurch in Amritsar (Nordindien) besuchte vor einigen Wochen eine Delegation aus Bad Vilbel die indische Stadt, um dieser neuen Ebene des Miteinanders ein Gesicht zu geben. Einen regelmäßigen Austausch der Ev. Dekanat Wetterau und Gießen zur nordindischen Kirche gibt es seit vielen Jahren. Nun aber war es an dieser Gruppe, vornehmlich bestehend aus engagierten jungen Erwachsenen, das Miteinander gezielt zwischen den beiden Kirchengemeinden aufzunehmen und zu fördern. Die Band „Faithful 8“, bestehend aus Annika Küss, Lena Mebus, Vivien Wicke, Niko Ochs, Max Hoffman, Johannes Freiling, Julius Wicke und Gemeindereferent Thorsten Mebus, unterstützt und komplettiert durch Jakob Zehner, Sascha Reichel, Pfarrerin Ulrike Mey, Hannah Neumeier, Gabi Meudt-Walter und Reinhard Walter machte sich auf den Weg nach Indien.

 

Stimmung auf der Bühne 2 
Begeisterung beim Konzert 

Die Überlegungen der Teilnehmenden waren im Vorfeld vielfältig: „Unser Bandbeitrag soll sein, gemeinsam vor allem durch Musik Glauben zu teilen.“ Daher bestand die Gruppe vornehmlich aus jungen Musikern, die in unterschiedlichen Bands der Christuskirche spielen. Ferner galt es, diverse Veranstaltungen, Bibelarbeiten und Gottesdienste durch Musik, Predigt und Bibelarbeit mitzugestalten. Für die Musiker zentral war ein großes open air-Konzert in Amritsar: „Klingt cool, aber für uns eingegroovte CK-Musiker auch nichts Neues, eine Sache, die man schon schaukeln wird“ Oder doch nicht: „Wie kommt eigentlich eine Gitarre aus dem Probenraum nach Nordindien?“, „In welcher Sprache singen wir die Lieder?“, „Ob die überhaupt wissen, was Worshipmusik ist?“ So oder so ähnlich sahen die Überlegungen der Mitreisenden in der Vorbereitung aus.

Konzert 
Delegation beim Konzert 

 

Mit Blumenketten und großer Freude wurde die Gruppe am Flughafen empfangen. Spätestens da war die anstrengende Anreise aus den Köpfen verschwunden. Und die Stimmung wurde noch fröhlicher, nachdem das erste Abenteuer, der indische Verkehr, überstanden war. „Lautes Hupen überall, Kühe auf den Straßen und ganz einfach unheimlich viele Menschen.“ Neben dem Erkunden der Umgebung und der Stadt Amritsar mit seinem beeindruckenden „Goldenen Tempel“ (Hauptheiligtum der Sikh) stand die interkulturelle und besonders auch die religiöse Begegnung im Vordergrund.

 

Pfrin. Ulrike Mey bei der PredigtDie Mitreisenden wirkten an zwei Sonntagen im örtlichen Gottesdienst mit und brachten sich hier mit Predigt (am ersten Sonntag durch Pfarrerin Ulrike Mey und am zweiten durch Hannah Neumeier, Sascha Reichel und Jakob Zehner – s. Foto), Gebeten und moderner geistlicher Musik ein (Anbetungsmusik, englisch Worship). „Es brauchte eins, zwei Lieder bis alle tatsächlich realisierten: Das hier ist nicht der Probenraum – wir sind mitten in Indien und machen zusammen Musik.“ So erinnert sich Gemeindereferent Thorsten Mebus. „Die Gänsehaut und das Lächeln auf unseren Gesichtern wurde von den Gottesdienstbesuchern erwidert und wir erlebten einen Gottesdienst, der zeigte, dass trotz unterschiedlicher Sprache und unterschiedlichen Verhältnissen der gemeinsame Glaube und die Musik verbindet.“

 

Die persönliche Begegnung mit einzelnen Menschen stand bei den Besuchen einiger Dörfer im Umland von Amritsar im Vordergrund. Es wurden Projekte besucht, die mit sogenannten Mikrokrediten Menschen eine neue Lebensperspektive eröffnen sollen. Der beeindruckende Wille der Menschen, das Leben trotz bitterer Armut zu meistern, und die spürbare Lebensfreude haben bei den jungen Besuchern nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dass schon mit geringsten finanziellen Mitteln ganze Existenzen von Familien gesichert werden können, macht fassungslos und demütig, ist zugleich aber auch ein riesiger Ansporn für die deutschen Besucher, hier auch nach der Reise weitere Zeichen der Hilfe zu setzen.


Absolutes Highlight des Besuchs war schließlich das Konzert der „Faithful 8“. Trotz sengender Hitze und Temperaturen von knapp 40 Grad waren 700 Stühle allesamt besetzt. „Es war magisch“, beschreiben die Musiker das Konzerterlebnis. „Und ein irres Gefühl als Bühnenhintergrund ein 6 x 3 m großes Banner mit unserem Bandnamen zu sehen“.

Die Band performte knapp zwei Stunden auf der Bühne, teilte ihre persönlichen Gedanken zu einzelnen Liedern, spielte zusammen mit einer einheimischen Band indische Lieder und durfte sogar feststellen, dass auch das eine oder andere deutsche Lied schon in den Köpfen der Leute verankert war. Der Refrain zu „Du bist gut!“ kam bald aus allen Mündern. Dass mitten im Konzert kurz der Strom ausfiel, hinderte keinen daran, zu feiern und den Moment zu genießen.

 

Das Konzert war gleichzeitig auch der Abschluss des Aufenthalts in Amritsar. Nach einer herzlichen Verabschiedung verblieb die Gruppe noch zwei Tage in Delhi, stattete unter anderem dem Taj Mahal einen Besuch ab und erkundete die Sehenswürdigkeiten der riesigen Stadt. Das Fazit: „Ein normaler Urlaub war das definitiv nicht – wir haben Freunde besucht!“

 

Das Gespräch mit Niko Ochs und einigen Vertretern aus der Delegation führte Manfred Engel

Verfasst am .

Tags: Kultur

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