Evangelische Christuskirchengemeinde 
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Täglicher Impuls am 30.3.

Wie gehen wir als Gesellschaft mit der Corona-Krise um, welche Lösungen gibt es für das Problem? Wie kann ich selbst das in den Griff bekommen, was mich belastet an Abstand zu lieben Freunden, wirtschaftlichen Sorgen, Lagerkoller daheim? Um in solchen Zeiten klarer zu sehen, kann ein Perspektivwechsel hilfreich sein, schreibt Prädikant Arndt Faludi in seinem Impuls: ...

Nichts geht mehr. Wir kommen gerade aus der Kirche, und unsere häufig absolut liebenswerte dreijährige Tochter hat einen Schreianfall. Sie hat sich über irgendetwas maßlos geärgert, und jetzt kann sie sich nicht mehr beruhigen. Ich versuche es mit Geduld und gutem Zureden; ich biete ihr an, sie zu trösten, aber sie stößt mich weg. Jetzt müssen wir langsam weiter, die Szene geht schon eine ganze Weile! Also fange ich an, zu drohen. Mit Schokoladenentzug, einem scharfen Geschütz! Leider weiß ich von vergangenen Wutanfällen, dass solche Drohungen in diesen Momenten nichts nützen. Es dringt nicht bis zu ihr durch, sie schreit einfach weiter.

Was mache ich jetzt? Inzwischen ärgere ich mich, da meine Tochter auf mich einschlägt und mich wüst beschimpft, und das dulde ich nicht. Also mache ich etwas, was ich sonst nicht mache: Ich schreie sie an. So richtig laut. Ich hoffe, dass sie einen Moment ruhig wird und ich dann normal mit ihr reden kann. Ich bin etwas überrascht, denn sie zeigt keine Reaktion. Außer vielleicht, dass sie noch ein bisschen lauter schreit.

Wenn ich immer nur die jetzige Situation anschaue, dann kann sie leicht entmutigen und frustrieren. Wird meine Tochter jemals ihre Wutanfälle in den Griff bekommen? Und wie wird das erst später, in der Pubertät? Werden wir Eltern ihr geeignete Bahnen aufzeigen können? In dieser Situation war es jedenfalls zum Verzweifeln.

In manchen lichten Momenten wechsele ich allerdings die Perspektive und denke mir: wie stark, dass dieses kleine Wesen eine so unbändige Energie hat! Was für eine tolle Eigenschaft, dass sie sich so leidenschaftlich für ihre Anliegen einsetzt. Und wie furchtlos sie ist, dass sie sich noch nicht mal einschüchtern lässt, wenn ich sie als Erwachsener anschreie. Es wäre doch toll, wenn sie ein Mensch würde, die unbeirrbar mit Gott ihren Weg gehen wird und mutige Abenteuer mit Ihm besteht, und wenn sie sich nicht von Menschen davon abbringen lässt. Unbeirrbar, charakterstark und leidenschaftlich. Ich lächle, wenn ich daran denke. Das alles könnte in dir stecken. Ich bin gespannt!

Hoffnungsvolle Menschen blicken in die Zeit nach der jetzigen, schwierigen Situation. Wie wird es einmal sein, wie kann es sich weiter entwickeln? Hoffnungsvolle Menschen leben aus der Perspektive des Ziels. Vor über 500 Jahren, als Columbus aufbrach, war es ein riesiges Abenteuer, in solch einem Schiff durch Stürme und Wellen zu segeln, mit unbekanntem Ausgang. Schwere Krankheiten an Bord waren die Regel, und häufig sanken solche Schiffe auch. Und wer sagte überhaupt, dass Columbus recht hatte und dass das hier wirklich der Seeweg nach Indien war? Columbus hatte das Ziel vor Augen, diesen Weg nach Indien zu  finden, wo andere wochenlang nur Wasser sahen, und das ließ ihn die widrigen und abenteuerlichen Umstände durchhalten.

Wie leben wir Christen ein hoffnungsvolles Leben, auch in dieser Zeit der Krankheit und des Wandels? Indem wir die Perspektive wechseln und das Leben vom Ziel her betrachten, und die Bibel berichtet häufig von dieser Hoffnung und dem, was sie in den Christen ausgelöst hat. In Kolosser 1, 27 heißt es: „Dabei geht es um ein unbegreifliches Wunder, das Gott für alle Menschen auf dieser Erde bereithält. Ihr, die ihr zu Gott gehört, dürft dieses Geheimnis verstehen. Es lautet: Christus lebt in euch! Und damit habt ihr die feste Hoffnung, dass Gott euch Anteil an seiner Herrlichkeit gibt.“

Was immer diese Zeit an Veränderungen, Herausforderungen und vielleicht auch Leid für uns bereithält: Christus ist bei uns, nein, er lebt sogar in uns! Er fühlt mit uns, er ist stark und mächtig und wird uns gerade in schwierigen Situationen begleiten. Er liebt uns. Und er führt uns, durch welche Umstände auch immer, zu unserem Lebensziel: zum ewigen Leben mit Gott, dem Vater.

Wahrscheinlich gibt es wenig oder gar nichts, was man sich vorstellen kann, was größer, herrlicher, mächtiger ist als Gott, der Vater, der das ganze Universum erschaffen hat. Und wir haben die Hoffnung, dass wir Anteil an dieser Seiner Herrlichkeit haben werden. Wir werden nicht mehr um Worte ringen müssen, wenn wir mit Gott reden, sondern wir dürfen in Seinem Schoß liegen. Er wird uns vollständig trösten über alles, was uns verletzt hat. Er wird uns ein neues Leben geben, ein gesundes und kraftvolles Leben. Und wir werden in engster Gemeinschaft mit Gott, dem Vater und mit Jesus leben.

In einem weihnachtlichen Lied kommt dieser Perspektivenwechsel zum Ausdruck. Vielleicht leitet es uns auch in diesen Tagen dazu an, die Krise neu, anders in den Blick zu nehmen. Als „Maria durch den Dornwald ging“, da ist es auf einmal nicht mehr so wie üblich, dass eine wunderschöne Rose – leider – auch Dornen hat. Im Gegenteil. Von den schmerzhaften Stacheln wird gesungen und gesagt: „Da haben die Dornen Rosen getragen!“ Wer mag, kann das Lied zum Klingen bringen und sich von der neuen Perspektive auch für unsere schmerzhaften Zeiten anstecken lassen. 

Gott wird uns trösten. Er wird uns ein neues Leben geben. Und wir leben in engster Gemeinschaft mit Gott und mit Jesus. Das ist das Ziel, auf das wir zusteuern, unsere große Hoffnung. Trotz der Pandemie, trotz der schlimmen und sorgenvollen Dinge, die wir vielleicht gerade durchleben, steuert unser Leben auf etwas Großartiges zu, das uns für alles Leid, Entbehrungen, Krankheit und Arbeitslosigkeit mehr als entschädigen wird.

Ich wünsche uns allen diese Perspektive der Hoffnung. Möge sie unser Leben selbst in angespannten Zeiten heller machen.

Arndt Faludi, Prädikant

 

P.S.: Wer beim Lesen des Lukas-Evangeliums mitmacht: Am heutigen Montag ist Kapitel 11 an der Reihe...

Geistlich leben - jetzt erst recht: Das ist unsere Devise in der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel. Während der Corona-Krise wollen wir nicht einfach nur alles absagen, sondern neue Wege eröffnen, wie wir unseren Glauben gemeinsam leben können, trotz des gebotenen Sicherheitsabstands. Dazu gehört auch der tägliche Impuls auf der Homepage. Die Impulse der vergangenen Tage finden Sie gesammelt unter https://www.ckbv.de/index.php/download/taeglicher-impuls. Weitere Infos entnehmen Sie bitte unserer Pressemitteilung:  https://ckbv.de/index.php/veranstaltungshinweise/1785-aktuelle-mitteilung.