Rückblick: Messe Solennelle in der Christuskirche

Man spürte schon vor dem Beginn des festlichen Chor- und Orgelkonzerts die gespannten Erwartungen der Anwesenden auf einen außergewöhnlichen Abend in der Christuskirche. Die zahlreichen Besucher, die aus der dunkel kalten Novembernacht gekommen waren, wollten natürlich das neue Ausdrucks- und Klangpotential der restaurierten Walcker-Orgel kennenlernen.
Zugleich war man gespannt auf die künstlerische Gestaltung von Louis Viernes
(1870 – 1937) großartiger Messe Solennelle in Cis-Moll für zwei Orgeln und Chor, dargeboten in einem virtuosen Zusammenspiel der Orgeln mit den Sängerinnen und Sängern der Evangelischen Kantorei Bad Vilbel, verstärkt durch den Chor der Anglikanischen Gemeinde Church of Christ the King (Frankfurt).

Rückblick: Festgottesdienst am 17. November in Bad Vilbel

Es war ein Prelude von Maurice Duruflé, mit dem Simon Harden um 10.30 Uhr die ersten öffentlich gespielten Töne der runderneuerten Walcker-Orgel in der Bad Vilbeler Christuskirche präsentierte. Volle Klänge in der Tiefe, keine schrillen Höhen wie sie bislang üblich waren – ein verheissungsvoller Auftakt im Festgottesdienst am vergangenen Sonntag. Als Vorsitzender des Kirchenvorstandes begrüßte Werner Kristeller die sehr zahlreich erschienene Gemeinde. Insbesondere das Team der Organisten rund um Konzertorganist Simon Harden und die Orgelbaufirma Glatter & Götz mit Stefan Stürzer, der die Arbeiten in der Christuskirche seit April dieses Jahres geleitet hatte.

Zwischenmeldung:

Unsere Orgel: ALLES NEU

Es ist fast soweit! Seit April, schwieg die große Orgel in der Christuskirche und hat sich in der Zeit zu einem vielfältigen, modernen Instrument verwandelt. Aber das Spannendste und das, worauf wir alle warten, ist ihr neuer Klang. Aber man kann auch einiges sehen: die frisch polierten Pfeifen im Orgelprospekt, aber vor allem den neuen Spieltisch! Weg ist das alte schwere Teil und jetzt steht im Kirchenraum ein eleganter, beweglicher Spieltisch, der die Sternform der Christuskirche spiegelt. Der alte Spieltisch blieb immer in einer dunklen Ecke, wo der Organist nur schlecht sehen und hören konnte. Jetzt hat der Organist während der Gottesdienste neben dem Taufbecken sein Zuhause und für Konzerte kann der ganze Spieltisch auf Rollen zu einer zentralen Position geschoben werden. Einerseits sieht alles ein bisschen klassischer aus: richtige Registerzüge, die man zieht, statt elektrische Wipptasten wie beim alten Instrument. Anderseits kann der Organist mit modernster Technik unendlich viele Kombinationen von Registern speichern und auf Knopfdruck die zuvor eingegeben Klangkombination aufrufen. Deswegen sieht man am Spieltisch digitale Displays und leuchtende Knöpfe. Aber was man nicht vergessen darf: die Orgel wird nach wie vor von einem Menschen betätigt und alle Musik und aller Ausdruck kommen vom Spieler und nicht von der Technik!

Die wesentliche Arbeit für den Klang geschah oben auf der Empore, wo die Pfeifen und die mechanischen Teile der Orgel stehen. Hier wurde jede Pfeife einzeln überarbeitet bis der Orgelbauer davon überzeugt war, dass sie optimal klingt – ganz schön viel und mühsame Arbeit wenn es um deutlich mehr als 2000 Pfeifen geht! Einige neue Pfeifen sind dazu gekommen, die für neue Klangwelten sorgen. Bald werden Klänge wie eine ‚Voix Celeste’ (himmlische Stimme) durch die Christuskirche schweben! Das Ausdruckspotenzial solcher Klänge ist optimiert, denn die Pfeifen stehen in einem aus Massivholz gebauten Kasten, der eine stufenlose Lautstärke von ganz leise bis sehr laut ermöglicht.

Wir sind sehr gespannt auf den Gottesdienst am 17.11., wenn die Orgel zum ersten Mal erklingen wird. Sicherlich wird sie eine Bereicherung zur kirchlichen Feier bieten. Das nächste Highlight wird das Konzert am 24.11., wenn die Sonate über den 94. Psalm von Julius Reubke die klangliche und dramatische Vielfalt des Instruments darstellen wird. Am gleichen Abend wird die Orgel ihre Rolle als Begleitinstrument demonstrieren mit der prächtigen Messe Solennelle von Louis Vierne für Chor und zwei Orgeln. Ich hoffe, dass Sie ebenso wie ich sehr neugierig auf die neue musikalische Bereicherung der Christuskirche sind und lade Sie herzlich ein zum Gottesdienst und zum Konzert zum Lob Gottes!