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LR: Die Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit ist ja aber „nur“ eine vermittelnde. Was waren deine Tätigkeitsfelder in der inhaltlichen Arbeit?
KN: Da waren natürlich wie bei jedem Pfarrer die Leitung von Gottesdiensten, Taufen, Trauungen, Beerdigungen, die Seelsorge, der Schulunterricht. Besonders eingebracht habe ich von Anfang an in die Konfirmandenarbeit und die Jugendarbeit. Schon nach wenigen Wochen sind wir mit den damaligen Konfirmanden auf eine Freizeit gefahren – getreu dem bis heute vertretenen Prinzip: Mit Abstand vom Alltag sind Gemeinschafts- und Glaubenserfahrungen viel besser zu machen. Wenn heute über 1000 Teilnehmende pro Jahr auf den unterschiedlichsten Freizeiten unserer Gemeinde unterwegs sind, dann hat das mit dieser Konfifreizeit im Frühjahr 1991 begonnen. Zusammen mit diesen Jugendlichen haben wir dann den Jugendkreis „Taufbeckenschwimmer“ gegründet, der sich mehrere Jahre getroffen hat.
LR: Das hört sich nach einer sehr zielgerichteten Gemeindearbeit an?
KN: Nein, ein wirkliches Konzept stand da noch nicht dahinter. Es waren die für mich wichtig gewordenen Erfahrungen in meiner eigenen Biographie und meiner vorherigen ehrenamtlichen Tätigkeit: lebendige Beziehungen als Grundlage für eine lebendige Gemeinschaft, Eröffnung von spirituellen Erfahrungsräumen für ein gelebtes Gottvertrauen und aktives Christsein. Auch mit den Erwachsenen sind wir im Sommer 1991 bereits mit drei Bussen an einem Sonntag auf einen Gemeindeausflug gefahren. Ich erinnere mich gut, dass das viele als Neubeginn nach den Problemen der vergangenen Jahre angesehen haben.
LR: Die Christuskirchengemeinde steht heute für sehr lebendige und vielfältige Gemeindearbeit. Wie kam es dazu?
KN: Ich bin sehr dankbar, dass von Anfang an eine ganze Reihe anderer bereit waren, neue Wege auszuprobieren. Martina Radgen war als Gemeindepädagogin ja damals bereits in unserer Gemeinde, Tobias Utter ebenfalls als ehrenamtlicher Mitarbeiter im selben Alter wie ich, auch Pfarrer Hans Siebert hat die neuen Wege immer unterstützt und mitgetragen – was ja nicht selbstverständlich ist und wofür ich sehr dankbar war und bin.
LR: Was konkret ist denn dann entstanden?
KN: Zum Beispiel sehr schnell der Krabbelgottesdienst für Familien mit Vorschulkindern – natürlich auch von einem Team mit Ehrenamtlichen zusammen entwickelt und geleitet; und ein erster dauerhafter Vernetzungspunkt zwischen Kindergartenarbeit und Gemeinde. Oder Jugendfreizeiten in den Sommerferien, die die auch damals schon durchgeführten Leomühlen-Zeltfreizeiten für Kinder ergänzt und weitergeführt haben. Auch beim Sonntagsgottesdienst haben wir lebendige und gemeinschaftliche Elemente gestärkt: Die Beteiligung von Laien, die Form und Häufigkeit der Abendmahlsfeiern im Gottesdienst, die Einbeziehung neuer Lieder, die ich mit der Gitarre begleitet habe.
LR: Und was du ja bis heute immer wieder tust…
KN: Ja, aber heute haben wir ja vier Gottesdienstbands und noch zwei weitere Jugendbands dafür – die machen das bei weitem besser! Grundsätzlich gilt, dass wir Vieles ausprobiert haben und nicht immer alles auch geklappt hat. Gerade die die ersten Veränderungsversuche beim traditionellen Sonntagsgottesdienst waren wenig erfolgreich: „Sonntag 10 Uhr Kirche“ – das war offensichtlich für viele sehr festgelegt. Statt der „Revolution“ des Vormittagsgottesdienstes haben wir dann Mitte der 90er Jahre „Kirche anders“ entwickelt. Später kamen Familiengottesdienste, Jugendgottesdienste, „Gottesdienst mit allen Sinnen“, „Taizéandachten“ und weiteres dazu. Es ist der Versuch, für viele sehr unterschiedliche Menschen ein gottesdienstliches Angebot zu entwickeln – auch wenn man natürlich nie jedem alles bieten kann!
![]() Mit der „Quellenkönigin (Simone Appel) als Osterhase auf der Bühne“ vor dem Kurhaus am Ostersamstag 2010 beim Eiersammeln für Kinder |
![]() Beim „Weltkindertag“-Programm des Netzwerkes „Notinsel“ am Weltkindertag 20.9.2010 ebenfalls vor dem Kurhaus |