Rückblick: „Du bist nicht der Weihnachtsmann!"
Passend zur Jahreszeit präsentierte sich Kirche anders am vergangenen Sonntag, den 2. Dezember 2012 in schillernd weihnachtlichem Gewand. In der persönlichen Begrüßung am Eingang wurden die Besucher gebeten, ihren eigenen Adventsstress auf einer Kerze zu markieren. Das Ergebnis: nur etwa jeder Dritte würde sich als wenig gestresst bezeichnen. Der Rest der Besucher deutete schon zu Beginn der Adventszeit erste Stresssymptome oder sogar schon jetzt starken Stress an.
Hinter der Saaltür lud die gewohnt gemütliche Atmosphäre der Bistrotische zum Bleiben ein und die Anders Band gab Festliches wie Populäres stimmungsvoll zum Besten. Natürlich durfte auch weihnachtliche Dekoration nicht fehlen.
Doch der gemütliche Schein trügte, fehlte doch die Dekoration auf den Tischen: gehetzt betraten die Moderatoren Thorsten Mebus und Britta Betz die Bühne mit der Frage: „Wo ist denn die Dekoration?" – „Haben wir im Stress nicht mehr geschafft", lautete die Antwort. Also band man kurzerhand in der unterhaltsam inszenierten Aktion die Besucher ein, tatkräftig ihre Tische rasch und liebevoll zu dekorieren, während die Band erneut aufspielte.
Im Theater brillierte Anja Seybold als Oberelfe Flöckchen, die in ihrem Rehazentrum für Weihnachtselfen das Burnout-Syndrom dreier Patienten behandelte: Glitzi, Blinki und Funkel (Christian Brück, Matthias Meffert, Carsten Petry), denen denen deutlich anzumerken war, dass Weihnachten und die Adventszeit eben nicht nur Harmonie und Freude bedeuten, sondern purer Stress sein können. „Ausgebrannt und leer" fühlten sich die Geschenkboten, die zur Antwort von ihrer „Therapeutin" mit weihnachtlichem Liedgut beglückt wurden. Begleitet vom lauten Applaus des Publikums zogen die Elfen schließlich Hand in Hand davon.
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In der Predigt ging Vikar Patrick Smith auf das unterschiedliche Erleben des Advents ein und fragte, wie man mit dem damit verbundenen Stress umgehen kann. „Es sind die Erwartungen, die den Stress verursachen", so Smith, der anhand von zwei Biografien aufzeigte, wie individuell die Wahrnehmung tatsächlich sein kann. In mehreren Beispielen stellte er anschließend dar, dass es an jedem Einzelnen liege, wie Stress wahrgenommen und wie mit Erwartungen umgegangen werden könne. Die Zone des „Vertrauten" müsse man verlassen, um dem Trend zu entgehen, Belastungen auch um ihrer Selbstwillen zu zelebrieren. Die Adventszeit sei eine Art Vergrößerungsglas für bereits vorhandene Probleme des Alltags, die aber in den Wochen vor Weihnachten deutlich intensiver wahrgenommen werden.
„Prüfen Sie deshalb, ob die Erwartungen, die Sie an sich selbst stellen und auch die, die an Sie gestellt werden, realistisch und gerechtfertigt sind" lautete einer der Tipps des Predigers Smith. Ob wir die Erwartungen anderer annehmen und wie wir mit diesem Druck umgehen, ob wir uns also tatsächlich stressen lassen, liege letztlich in unserer eigenen Hand. „Versuchen sie, das Bekannte „anders" zu sehen." Für jeden Besucher waren dazu passend drei anregende Texte am Ausgang in Umschlägen bereitgelegt worden, um sich für die verbleibenden drei Adventssonntage zu rüsten.
Wie gewohnt, konnten die Gäste an der anschließenden „AndersBar" mit den Beteiligten und anderen Besuchern ins Gespräch kommen und besprechen, was bewegt hatte. Viele verweilten und suchten den Austausch, denn eines war deutlich: den Stress der Adventszeit in irgendeiner Weise spüren, tun alle.
Ernst Dietrich
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