Selbstbewusst gegen Intoleranz

So unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger kann ein ernsthaftes gesellschaftliches Thema aufgegriffen werden! Kirche anders präsentierte ein sehr gelungenes Beispiel für eine zeitgemäße gesellschaftliche Beschäftigung mit einem heißen Eisen: Wie tolerant sind wir als Gesellschaft im 21. Jahrhundert – und damit 75 Jahre nach der Reichspogromnacht, einem der schlimmsten Beispiele von Intoleranz in der deutschen Geschichte. Tatsächlich war es auf die Stunde ein dreiviertel Jahrhundert her, dass auch in Bad Vilbel der Mob jüdische Mitbürger angriff und ihr Hab und Gut zerstörte. Kirche anders aber kam ohne eine Moralpredigt aus, ohne Schuldvorwürfe und ohne Schuldeingeständnisse.

Klaus Neumeier: „Es geht heute nicht mehr um Schuld, Mitschuld oder Unschuld. Es geht mir auch nicht um die Frage, wie das damals passieren konnte. Es geht mir um das Gedenken der Opfer von damals und um die Frage, was wir denn für heute daraus lernen können. Also: Wie tolerant sind wir denn heute gegenüber Minderheiten und Andersdenkenden?"

Schon bei der Eingangsfrage wurden die sehr zahlreichen Besucher gefragt, ob sie Juden, Muslime, Homosexuelle, Sinti&Roma oder Offenbacher in ihrem Bekanntenkreis hätten. Gerade die letzte Frage ergänzte mit einem Augenzwinkern die Erkenntnis, dass wir kaum Sinti und Roma im eigenen Umfeld erleben – sehr wohl aber alle anderen Gruppierungen, wie die Strichliste deutlich machte.

Aber dies war nur der Beginn unterhaltsamer Aspekte an diesem Nachmittag: Im Theater spielten Carsten Petry, Anja Seybold und Christian Brück Fußballfans, die sich über einen schwarzen Spieler lustig machten – bis ihnen klar wurde, dass er in der kommenden Saison für die eigene Mannschaft spielt. Es war ein Sketch von Badesalz, der großartig gespielt Klischees und Vorurteile glänzend aufnahm. Das gilt auch für die Toleranz anderen Musikstilen gegenüber: Der Gospeltrain bot „Kein schöner Land" dar und empfahl sich ebenso wie Thorsten Mebus und Sven Roth für den nächsten Musikantenstadl.