Evangelische Christuskirchengemeinde 
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Konfirmation – eine hessische Erfindung

Konfirmandin vor einer Dorfkirche

Wussten Sie, ...
...dass die Konfirmation in Nordhessen 1539 „erfunden“ wurde?'
...dass sie aus einem "Ketzerproblem" entstanden ist?
...dass Martin Luther nicht sehr begeistert darüber war?  

Wenn Sie mehr über die Konfirmation in der Christuskirche wissen wollen - lesen Sie hier weiter.

Wenn Sie mehr über die "Erfindung der Konfirmation" in Hessen wissen wollen - lesen Sie hier weiter.

16. Jahrhundert in Deutschland - damals war es unvorstellbar, dass ein Kleinkind nicht getauft werden sollte.
Dies lag daran, dass viele Menschen schon als Kinder oder Säuglinge starben. Daher sah man in der Kindertaufe eine Notwendigkeit, um dem Menschen so früh wie möglich den Weg zu Gott zu ebnen.
Eine protestantische Gruppierung hingegen war der Überzeugung, dass nur wer selbst glaubt, auch getauft werden kann.
Damit lehnten sie die Säuglings- und Kindertaufe ab und praktizierten eine erneute Taufe, die sogenannte „Wiedertaufe“.

Die Wiedertäufer gerieten auch in Konflikt mit der Obrigkeit, da sie mit dem Verweis auf die Bergpredigt die damals üblichen Lehens- bzw. Gehorsamseide gegenüber der Obrigkeit ablehnten.
Die weitverbreitete Haltung der Täufer, dass wahre Christen wegen des christlichen Gewaltverzichts kein öffentlichen Amt ausüben dürften (weil letztlich jedes öffentliche Amt mit der Androhung irgendeiner Art von Gewalt - z.B. in Form polizeilicher oder gerichtlicher Maßnahmen - zusammenhänge) machte sie verdächtig, prinzipiell auch den Umsturz der herrschenden Verhältnisse anzustreben – auch wenn die meisten Täufer ein passives und zurückgezogenes Leben führten.

Überall drohte den Täufern Verfolgung und Todesstrafe.
Landgraf Philipp aus Hessen jedoch wollte ihre "Irrlehren" ohne Gewalt überwinden und bemühte sich hinsichtlich der Taufe um einen Kompromiss.
Er holte den elsässischen Reformator Martin Bucer als Berater nach Hessen.

Martin Bucer war auch in den Täuferkreisen angesehen und konnte füh­rende Vertreter der Täuferbewegung zu folgendem Kompromiss bewegen:
Die Kindertaufe wurde beibe­halten, aber getauften sollten als Jugendli­chen eine „Unterweisung im Glauben“ in Form eines Katechismusunterricht bekommen.
In einem feierlichen Akt sollten die Getauften dann das Taufbekenntnis, das ihre Eltern und Paten stellvertretend für sie gesprochen hatten, bestätigen.
Dadurch konn­ten sie nachträglich ein „Ja“ zu ihrer Taufe sagen.

Damit war das Anliegen der Täufer, dass sich jede/r selbst zum eigenen Glauben beken­nen solle, aufgenommen und die Kindertaufe bewahrt.

Die Lösung wurde 1539 in der sogenannten „Ziegen­hainer Zuchtordnung“ festgehalten und im dortigen Schloss beschlossen: Die Konfirmati­on war entstanden.

In der Ziegenhainer Zuchtordnung wurde unter anderem der verbindliche Unterricht in Glaubensfragen für alle Kin­der angeordnet.
Auch das Amt des Kirchenvorstehers wurde hier eingeführt. Eine ihrer Aufgaben war, die Priester mit besonderem Augenmerk auf den Katechismusunterricht zu unterstützen.
Verbindlichen Unterricht für jeden hatte es vorher noch nie gegeben.
Im Konfirmanden-Unterricht lernten die Schüler anhand der Bibel lesen und die Grundlagen des evangelischen Glaubens, der Katechismus, wurden durchgenommen und christliche Gebete und Lieder einstudiert. Später wurde das Gelernte abgefragt. 

Philipp der Großmütige ließ den Konfirmandenunterricht in ganz Hessen einführen und wahrscheinlich besuchten ihn auch die meisten Kinder. Eine Schulpflicht gab es noch nicht und die hessischen Kinder lernten in der Kirche lesen und schreiben.

Den Kompromiss von 1539 kann man als vollen Erfolg sehen. Die „Täufer“ blieben Teil der protestantischen Kirche, viele Jugendliche lernten im Katechismusunterricht lesen und schreiben und die Ideen der Reformatoren wurden weiterverbreitet.

Und Martin Luther? Er war wenig begeistert. Ihm war es zu nah an der katholischen Fir­mung.
Flächendeckend durchgesetzt hat sich die Kon­firmation in protestantischen Kirchen trotzdem - aber erst im Zuge des Pietismus, Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts.

Tags: Konfirmation

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