Rückblick: Einsichten in die Erfahrungen eines neuen Skifreizeit-Küchenteams
Warum habe ich mich beim Vortreffen für die Skifreizeit bloß fürs Küchenteam gemeldet? Hatte ich Sorge, dass meine Männer (mein Mann und meine Söhne Lennart und Fabian) wegen der Abwesenheit der Küchenteammitglieder von der Freizeit Saas Grund 2009 nicht ausreichend ernährt würden? Gab unser Reisebudget nicht auch meine Unterkunft und Skipass her? Würde mir die Decke in Saas Grund auf den Kopf fallen, weil ich ja nicht Abfahrtsski fahren wollte?
Nee, eigentlich reizte mich die neue Erfahrung für so eine große Gruppe Menschen zu kochen. Denn schließlich hoffte ich zu dem Zeitpunkt darauf, dass sich noch jemand mit Erfahrung finden würde. Ins Küchenteam stieß an dem Abend noch Tanja vom Spatzenchor und ebenfalls Nicht-Skifahrerin (es sei denn, wir beiden stürzten uns in die Loipen).
Und obwohl sich dann nicht noch jemand „Erfahrenes“ zu uns gesellte, fühlten wir uns der Aufgabe gewachsen und begannen unsere Planung.
Ausgestattet mit diversen „bewährten“ Mengenrezepten von Freizeiten legten wir unseren Küchenplan fest. O-Ton Thorsten: „garantiert kindertauglich, macht keine Extrawürste“. Und gerade noch zeitnah wurden wir von Vanessa und Thorsten in die Geheimnisse der Saas Grunder Küche eingewiesen, aber nur theoretisch. Auf jeden Fall wussten wir nun, dass Raclette schon mal einen Reinfall erlebt hatte und strichen diese Schweizer Spezialität wieder von unserem Plan. Aber Frikadellen sollte es aus guter Tradition auch diesmal wieder geben, und zwar reichlich (gell, Thorsten).
Drei Stunden habe ich damit zugebracht, den Küchenplan nebst Rezepten und Mengenlisten niederzuschreiben und eine gemeinsame Einkaufsliste zu erstellen. Und generalstabsmäßig vorbereitet fielen wir dann am 30. Dezember zur Aktion „Einkauf“ bei einem großen Discounter in Massenheim ein. Zu unserem Küchenteam hatten sich zwischenzeitlich noch Judith (22) und ihr australischer Freund Mike (21) hinzugesellt, und zusammen mit Mutter Beate und Bruder Ben arbeiteten wir die Einkaufsliste ab. Standen Sie schon mal mit 6 Einkaufswagen bei ALDI an der Kasse? Eine neue Erfahrung. Unsere Schätze haben wir dann am 1. Januar zur Umgehung der Schweizer Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel auf möglichst viele Teilnehmerautos verteilt.
Am ersten Tag in Saas Grund hieß es Vorräte verstauen, mit der Küche vertraut machen, Rezepte an die Wände hängen (die Kochprofis lassen grüßen) und das erste Mal kochen. Sofort lernten wir die Vorzüge der riesigen Schwenkpfanne schätzen. Die nächsten Tage wurde sie unser Lieblingskochgerät und selbst für den Eintopf mit Maultaschen eingesetzt. Angebrannt ist übrigens nichts, so dass wir auf Akkis Erfahrung mit fünfmaligem Spülen nicht zurückgreifen mussten. Und auch hier bewahrheitete sich Thorsten Vorgabe: Wenn es am ersten Abend flutscht, dann läuft’s. Wir warteten dennoch auf die kommende Katastrophe, denn dieses Niveau schien uns schwer zu halten. Ganz nach dem Skifahrer-Motto: Von nun ab geht’s bergab. Ging es aber nicht, denn von kleinen Misslichkeiten abgesehen (wir hatten den Kochschinken für die Schinkennudeln nicht in ausreichender Menge eingekauft), lernten wir immer besser mit unserer Aufgabe und dem komplizierten Schweizer Mülltrennsystem zu leben. PET hier, Schweinefutter da (aber keine blähenden Nahrungsmittel wie Zwiebel, Lauch und Peperoni), Papier und Karton (ist der Reimport nach Deutschland eigentlich strafbar?), Glas- bzw. Bierflaschen.
Und jeder brachte sich entsprechend seiner Begabungen ein. Tanja erwies sich als perfekter Ersthelfer bei kleinen Pannen und kennt sämtlich Tricks zur Rettung von angebranntem Reis und fehlendem Salz an den Kartoffeln. Auch meine total verunglückte Salatsoße fand dank ihr und Judith noch den guten Geschmack und von da ab war ich raus beim Abschmecken.
Mike schälte, schnippelte und spülte unermüdlich, während wir ihm versuchten „Küchen-Deutsch“ beizubringen und uns darin übten unser Englisch aufzupolieren. Seine wahren Küchentalente kamen erst später in der Woche zum Tragen. Er traf beim Würzen und Süßen den Geschmack der Kids. Seine andere Begabung zeigte er nach dem Küchendienst an der Gitarre und wir Teilnehmer dankten es dem Aussi durch die Vermittlung echtem, deutschen Liedgutes (Ja so woarns, die alten Rittersleut‘).
Es zeigte sich übrigens, dass Kinder durchaus Gemüse mögen (in Form von Rohkost und Tomatensoße auf der Pizza), Schokopudding, Fruchtsalat, Apfelmus und Vanillesoße anderen Nachtischen vorgezogen wird, nicht alle „nackige Nudeln“ mögen und Pizza immer geht. Aber welchen Elternteil wundert das schon und in Gemeinschaft schmeckt es immer besser.
Und während die anderen bei der Andacht weilten, ließen wir uns in der Küche ein kühles Bier andächtig durch die Kehle rinnen: „Wieder ein Essen rechtzeitig fertig“. Und dann wurde aufgetischt. Unsere Teilnehmer bescheinigten uns: „Lecker war’s“. Und für mich eine schöne Erfahrung.
Danke Judith, Tanja und Mike