Burgen und Klöster in Moldau und Siebenbürgen
Neuntägige Christuskirchen-Kulturfahrt nach Rumänien vom 7. - 15. Oktober 2017
Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg… alte deutsche Namen und Orte reicher Kultur und Tradition in Siebenbürgen. Heute sind es rumänische Städte, die aber die Vergangenheit pflegen und Besuchende teilhaben lassen an ihrem kulturellen Erbe. Während in den zurückliegenden Jahrzehnten viele Protestanten aus dem alten Siebenbürgen nach Deutschland ausgewandert sind und die hiesigen evangelischen Kirchen bereichern, fährt eine Gruppe der Christuskirchengemeinde im Oktober in die andere Richtung und besucht in diesen Städten Kirchen und Burgen.
Enorme Vielfalt in einem Land zwischen Gestern und Morgen
Kulturfahrt der Ev. Christuskirchengemeinde nach Rumänien
„Ich habe ein für mich ganz unbekanntes Land mit seiner komplexen Geschichte und Kultur kennengelernt“; „Rumänien ist für mich ein erstaunlich vielfältiges Land voller kultureller und landschaftlicher Kontraste.“ – Zwei Rückmeldungen nach neun intensiven Tagen auf dem Balkan. Das Team der Christuskirchen-Kulturfahrten hatte das Land für die Herbstreise im Reformations-Jubiläumsjahr ausgewählt, weil hier seit vielen Jahrhunderten evangelisches Brauchtum in einer weitestgehend orthodoxen Umgebung hoch gehalten und gelebt wird. Aber für viele war das offensichtlich nicht motivierend genug und die Vorurteile von sozialistischen Zweckbauten bestimmten die Vorstellungen vieler. So machte sich eine relativ kleine Gruppe im Oktober für neun Tage auf den Weg nach Bukarest.
„Sie werden alle mit einem Heiligenschein nach Hause kommen“ begrüßte Reiseleiterin Raluca ihre Gäste. Tatsächlich standen diverse Kirchenburgen in Siebenbürgen sowie orthodoxe Klöster – vor allem im nördlichen Moldaugebiet – auf dem Programm. Und das nicht ohne Grund, wie Wiebke Reimer hervorhebt: „Sechsmal UNESCO-Weltkulturerbe! Die siebenbürgischen Kirchburgen in Prejmer (Tartlau) und Biertan (Birthälm), die verwinkelte historische Altstadt von Sighișoara (Schäßburg) und die von außen wunderschön und detailverliebt bemalten Moldaukirchen Moldevița, Sucevița und Voroneț.“ Und weitere Städte und Klöster kamen dazu!
In Sibiu (Hermannstadt) gab es die ersten Übernachtungen und am Sonntag auch einen Besuch des deutschsprachigen Gottesdienstes: Sehr traditionell, aber zugleich sehr zugewandt und von Gemeindemitgliedern und Gästen sehr gut besucht. Beeindruckt hat in Siebenbürgen aber vor allem Kronstadt mit seiner Schwarzen Kirche und der Begegnung mit einem Kunsthistoriker, der in Siebenbürgen geboren, dann in Deutschland aufgewachsen ist und nach seinem Studium nach Rumänien zurückging. Leidenschaftlich erzählte er von den Spannungen der deutsch-evangelischen Gemeinden zwischen Tradition und Moderne. Anschließend gab es eine ausführliche Führung durch die größte gotische Kirche im weiten Umfeld. Wiebke Reimer: „Ich hätte nie gedacht, dass jemand eine zweistündige Kirchenführung derart interessant und unterhaltsam gestalten kann.“
In der nördlichen Moldauebene standen die orthodoxen Moldauklöster im Mittelpunkt. Hannah Neumeier: „Mein Highlight der Reise waren definitiv die bunt bemalten Klöster. Besonders im Sonnenlicht strahlen die vielen bunten Farben, die die Außenwände der Klöster schmücken. Sie sehen aber nicht nur wunderschön aus, sondern sie beinhalten auch noch eine Vielfalt an biblischen Geschichten, Stammbäumen und Motiven. Es ist eine ganz besondere und beeindruckende Art der Verkündigung aus dem 15. und 16. Jahrhundert zu sehen.“ Fremd in der Gestaltung und vertraut in den biblischen Inhalten waren die meist außen wie innen vollständig bemalten Kirchengebäude. Und wenn dann eine örtliche Führerin wie die Nonne Tatjana zu erläutern beginnt, dann werden Bilder und Geschichte lebendig… Auf Vorschlag von Raluca der Reiseleiterin und auf ausdrücklichen Wunsch der Gruppe gab es einen Stopp bei „der Eierfrau“ und man konnte live miterleben, wie Eier aller Größen enorm kunstvoll bemalt werden – Begegnungen und Eindrücke der besonderen Art! Besonders waren auch die Erlebnisse der täglichen Andachten, die nicht von Pfarrer Klaus Neumeier gehalten wurden, sondern von Teilnehmenden der Reise: In den Gärten der Klöster, in der Kirche in Birthälm oder im Gemeindezentrum in Kronstadt – gemeinsames typisch evangelisches Christsein eben!
Neben den Städten und Klöstern gab es das Erlebnis der Karpaten: Gewundene Straßen und fantastische Landschaften wie der rote See und die Bicaz-Klamm, die auf der kaum befahrenen Straße durchlaufen wurde. Dazu die sich mehr und mehr verfärbenden Herbstwälder: „traumhafte Natur“. – Zum Abschluss schließlich stand Bukarest auf dem Reiseprogramm. Wo vor allem auf dem Land immer wieder noch Pferdewagen die landwirtschaftliche Arbeit geprägt haben, gab es hier (und in anderen Städten) dann auch die erwarteten sozialistischen Zweckbauten. Besucht wurde von den meisten in Bukarest dann aber vor allem auch das heutige Parlamentsgebäude, das aus der Endzeit der Ära Ceaucescu stammt und nach dem Pentagon in den USA als zweitgrößtes Verwaltungsgebäude der Welt gilt. Prunk und Protz während für die Bevölkerung eine Heizungsverbot über 12 Grad verordnet wurde…
Wie gut, dass dies in den neun Tagen nicht im Vordergrund stand! Christoph Diemerling fasst es treffend zusammen: „Ein Land, viele Kulturen, krasse Gegensätze, traumhafte Natur - toll, dass wir gemeinsam diese Reise gemacht haben.“ Lutz Rosenkranz