Rückblick: Am Freitagabend füllte sich die Christuskirche in kurzer Zeit mit 200 interessierten Gästen: Sie alle wollten die zweite Veranstaltung von "Talk unterm Turm" erleben. Auf dem Podium erschienen diesmal Prof. Dr. Jan Wörner, Generaldirektor der europäischen Weltraumbehörde esa. Neben ihm saß Pfr. Dr. Hubert Meisinger, Referent für den Dialog zwischen Religion und Naturwissenschaften am Zentrum Verkündigung der evangelischen Landeskirche. Geleitet wurde der Talk von Pfr. Ingo Schütz.
Schon zu Beginn wurde klar, dass sich kein Widerspruch zwischen Glaube und Naturwissenschaften konstruieren lässt. Im Gegenteil: Gerade das Staunen über die Weiten des Kosmos und die Verletzlichkeit der Erde können einen Menschen zum Glauben führen. Dem bekannten Heisenberg-Zitat von dem Becher der Wissenschaft, auf dessen Grund der Glaube zu finden sei, konnte sich der Wissenschaftler Wörner denn auch uneingeschränkt anschließen.
Der Pfarrer an seiner Seite wies darauf hin, dass für den Dialog zwischen beiden mitunter auch neue Formen gefunden werden müssten. Poesie und Musik hätten gleichwohl das Potenzial, Menschen auf eine Ebene mitzunehmen, die mehr leistet als die reine Verstandesarbeit und deshalb auch geeignet sei, die "zwei Welten", wie Wörner sie bezeichnete, ins Gespräch zu bringen.
Einig waren die beiden sich vor allem in der Beurteilung der Schöpfungsberichte und anderer biblischer Texte. Auf keinen Fall dürfe man diese wörtlich nehmen, so als habe Gott die Welt in sechs Mal 24 Stunden erschaffen. Wer sie so interpretiere, traue den Texten zu wenig zu. Vielmehr seien sie symbolisch zu verstehen und gleichzeitig erstaunlich präzise: "Tohuwabohu, wüst und leer - diese Formulierung der Bibel für das, was am Anfang war, trifft ziemlich genau unsere Vorstellungen vom Universum kurz nach dem, was wir heute Urknall nennen", brachte Wörner zum Ausdruck.
Musikalisch wurde das Programm umrahmt von Geraldine Groenendijk an der Orgel, die es kongenial schaffte, mit der Auswahl ihrer Stücke die fragende Neugier, das inspirierende Gespräch und das fruchtbare Miteinander im Dialog von Glaube und Naturwissenschaft musikalisch zur Darstellung zu bringen.
In einer abschließenden Runde, die von Pfr. Dr. Klaus Neumeier geleitet wurde, konnten die Gäste im Publikum ihre Fragen an die Diskutanten stellen. Als die Veranstaltung nach zwei spannenden und kurzweiligen Stunden ihr Ende fand, gab es großen Applaus und die Einigkeit, dass es sich um einen gelungenen Abend in einem etablierten Format handelte, der unbedingt eine Wiederholung finden müsse.
Die nächste Veranstaltung der Reihe "Talk unterm Turm" findet am 21. September statt, dann mit den Gästen Bettina Wulff und Pfrn. Ulrike Scherf.