Der 2. Advent in Bad Vilbel: Schneefall seit dem Vormittag. Ob da am Nachmittag jemand im einsetzenden Tauwetter und Regen zu Kirche anders kommen wird?
Zwar war der Saal nicht so voll wie sonst, aber doch erstaunlich gut gefüllt – und mit nicht wenigen Männern. Um sie ging es schon beim Ankommen: Mertin Burat und Michael Pröbstel begrüßten mit Würstchen vom Grill im Schnee – nebst Bier natürlich!
Drinnen eröffnete die Männerband „Extrablatt“ das Programm und Steffen Kreiling und Christopher Mallmann begrüßten die Gäste. Doch dann kamen drei Frauen auf die Bühne und machten sich Gedanken darüber, wie Männer denn so sind und was sie von ihnen erwarten: Der Mann soll meiner Karriere nicht schaden und neben mir gut aussehen, hieß es da. Er soll ein richtig guter Liebhaber sein – oder auch eher sanft und soft…
Gar nicht so einfach, das Mannsein heute.
Das griff auch Klaus Neumeier in seiner anders-Predigt auf, schlüpfte aber zunächst in die Rolle eines Professors aus dem Jahr 1957, der – mit Originaltexten aus den 50er Jahren – die Frauen auf ihre Rolle in der Familie einschwor: „Denke daran, Er ist der Chef. Er freut sich, wenn Sie sich für ihn zurecht machen und sein Essen vorbereiten“ So der Duktus der Rede, untermalt von einem Werbefilm dieser Zeit über die Rolle der guten Hausfrau. Klaus Neumeier kam zurück und erinnerte daran, dass innerhalb von zwei Generationen sich das Männerbild komplett verändert hätte: „Wen ich heute zum 80. Geburtstag besuche, der ist als junger Mann vor 60 Jahren genau mit diesen Vorstellungen erwachsen geworden!“
Heute dagegen sei eigentlich alles möglich und Männer könnten ihre Rolle und auch unterschiedliche Rollen selbst bestimmen und gestalten. Alle Freiheit sei aber immer auch Aufgabe und nicht wenige junge Männer hingen dem alten Rollenbild noch immer an und täten sich schwer damit, in einer Gesellschaft der Gleichberechtigung anzukommen. Junge Frauen sähen sich dagegen oft als Gewinner der Entwicklung und suchten ihre Chancen in Schule und Beruf, Familie und Freizeit. Vor allem müssten Jungen und Männer damit zurecht kommen, dass sie ständig unter Beobachtung des weiblichen Geschlechts stünden, die Erwartungshaltungen an sie aber dabei durchaus unterschiedlich und vielfältig seien.
Trotzdem, so Neumeier, sei die Gestaltungsfreiheit unserer Zeit letztlich ein Segen und auch im Sinne Gottes: „Jeder darf so sein, wie Gott ihn in seiner Schöpfervielfalt gewollt habe“. Dazu zählten auch Schwächen und Fragen oder Mutlosigkeit. „Der Mann unserer Zeit muss eben nicht mehr der immer Starke sein, der Beschützer, Ernährer und Chef eben.“ Die Rollen in einer Beziehung seien heute auf Augenhöhe untereinander und miteinander zu klären. Am Ende sein nicht die Frage wichtig, wann denn ein Mann ein Mann sei, sondern die klare Aussage: Ein Mann ist ein Mann – in aller Vielfalt und Unterschiedlichkeit!
Diverse Fragen nahmen Bezug auf die Predigt und die Band steuerte mit „Männer“ von Herbert Grönemeyer ihren Teil zum Thema bei. Mit Bier und Wein und letzten Würstchen wurden die schneefesten Besucher in den Abend des 2. Advent entlassen.
Lutz Rosenkranz