Premiere bei der 15. Niddataufe der Ev. Christuskirchengemeinde - Konfirmanden und Geflüchtete lassen sich in der Nidda taufen
Als kurz vor Beginn des „Treffpunkt Gottesdienst“ gut gekleidete Familien zur Christuskirche in der Bad Vilbeler Kernstadt kamen, sah noch wenig nach einem besonderen Taufgottesdienst aus. Seit 2004 aber gestaltet die Ev. Christuskirchengemeinde kurz vor den Sommerferien einmal im Jahr einen ganz besonderen Taufgottesdienst und lädt nicht getaufte Konfirmandinnen und Konfirmanden ein, sich in der Nidda taufen zu lassen. In diesem Jahr aber gab es eine besondere Premiere: Neben sechs Konfirmanden ließen sich auch acht nach Deutschland Geflüchtete im Fluss taufen.
Während die Konfirmandinnen und Konfirmanden sich während ihrer Vorkonfirmandenzeit mit Gott, Glaube und christlicher Gemeinde auseinandergesetzt haben, war für Geflüchteten ein Glaubenskurs mit Pfarrer Ingo Schütz der Weg zur Taufe. Während einige aus der Gruppe demnächst eine Taufe am Taufbecken empfangen möchten, stand für andere eine Taufe zum aktuellen Zeitpunkt nicht zur Diskussion. Sieben aus dem Iran nach Deutschland Geflüchtete aber entschieden sich für eine Taufe in der Nidda und schrieben – wie auch die Konfirmanden – ein eigenes Bekenntnis ihres Glaubens.
Alle diese persönlichen Worte wurden im der Taufe vorangehenden Gottesdienst in der Christuskirche verlesen und insbesondere die Bekenntnisse der Geflüchteten weckten hohe Anteilnahme der großen gottesdienstlichen Gemeinde: „Es ist bewegend, mit welchen Lebensbiographien Menschen zu uns kommen und den Weg zum Glauben an Jesus Christus finden“ war eine Resonanz aus dem Bereich des Kirchenvorstands der Christuskirchengemeinde. Tatsächlich hatte die Suche nach dem eigenen Glauben für viele schon im Iran begonnen und war ein wesentliches Motiv für die Flucht gewesen.
Ein weiterer Geflüchteter hatte sich der Freien Evangelischen Gemeinde Bad Vilbels angeschlossen und stand so seit langem im Kontakt mit deren Pastor Clemens Breest. Dieser hatte dann die Idee, sich an der großen Tauffeier der Vilbeler Kernstadtgemeinde zu beteiligen. Angesichts der seit mehreren Jahren gewachsenen engen Verbindung wurde diese Initiative dort mit Freude aufgenommen.
Pfarrer Dr. Klaus Neumeier hatte vor 15 Jahren die Gottesdienste mit Taufe in der Nidda initiiert: „Das Untertauchen symbolisiert das Ende des alten und den Beginn des neuen Lebens als Christ. Natürlich ist dies nur ein Zeichen, aber hier im Fluss doch sehr erlebnisbezogen und damit sicher für die Täuflinge prägender als eine Taufe am Taufbecken. Vor allem aber knüpfen wir mit der Taufe im Fluss an die ältestes christliche Taufpraxis an.“ In der Gemeinde, so Neumeier, werde diese besondere Taufform sehr wertgeschätzt, die Gottesdienste seien immer sehr gut besucht.
Die Lieder des Gottesdienstes wurden neben der Orgel von einer der sechs Gottesdienstbands der Gemeinde begleitet – seit langem der Normalfall im „Treffpunkt Gottesdienst“. Die Paten, die einige Konfirmanden ausgewählt hatten, wurden mit ihrem Amt beauftragt, persönlich gestaltete Taufkerzen angezündet und die Taufblätter mit Bildern der Täuflinge am Taufbaum hinter dem Altar aufgehängt. Dann ging es hinaus zum zweiten Teil des Gottesdienstes an die Nidda. „Groß ist unser Gott“ wurde zur Gitarrenbegleitung von der Brücke und von beiden Ufern gesungen. Anschließend gingen die Täuflinge und ebenso viele Taufhelfer ins hüfthohe Wasser. Vom Ufer wurden die Taufsprüche verlesen und anschließend alle gemeinsam im Namen des dreieinigen Gottes getauft und dabei ganz untergetaucht.
Klaus Neumeier: „Beim Auftauchen setzte von den Ufern Beifall ein und im Wasser gratulierten alle einander mit Umarmungen – es wird viel von der Atmosphäre im Umgang miteinander in der Gemeinde deutlich. Mit Gebet und Segen aus dem Wasser endete ein Gottesdienst, der auch ohne eine eigene Taufe im Fluss für die Besucher ein besonderes Erlebnis ist.
Lutz Rosenkranz