Frankreich erleben: Neun Tage Christuskirchen-Kulturfahrt mit Schlössern und Kathedralen
Seit dem Herbst 2019 war es wegen der Pandemie wieder die erste Kulturfahrt der Christuskirchengemeinde, die stattfinden konnte, zudem die 13. seit dem Start in 2012 – und tatsächlich begann es schon auf der deutschen Autobahn mit einer Vollsperrung und langem Stau und dann am ersten Abend mit einem Ausfall der Servolenkung im Reisebus. Ein schlechtes Omen? Keineswegs!
Neun Tage Sonnenschein und beinahe unbeschwertes Reisen hatten begonnen und am nächsten Morgen war aus Deutschland ein Ersatzbus zur Stelle, den Fahrer Werner sicher über französische Autobahnen und durch Städte und Dorfstraßen steuerte. Einige der berühmtesten Schlösser an der Loire standen ebenso auf dem Programm wie berühmte gotische Kathedralen: Metz und die Krönungskirche der französischen Könige Reims machten den Anfang, weiter ging es bis am Ende nach Chartres, das am letzten Abend wie zum krönenden Abschluss mit bunten Nachtgeschichten illuminiert war. Britta Betz resümierte: „tolle Truppe, super Wetter und wunderschöne Kathedralen und Schlösser. Und zum krönenden Abschluss noch eine fulminante Lichtershow“, In Bourges konnte die prächtige riesige Kirche nur von außen bewundert werden: Innen fanden Dreharbeiten für eine Netflix-Serie über den Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame statt – das kommt dann in einiger Zeit via Bildschirme…
(Chartres Kathedrale illuminiert)
Immer wieder gab es Berührungspunkte mit der französischen Geschichte vieler Jahrhunderte: In Tours auf den Spuren des Heiligen Martin und in Orleans auf denen der Heiligen Johanna, die fast 1000 Jahre später lebte und Frankreich im 100-jährigen Krieg gegen England rettete. Englisch-französische Königsgräber aus dem Mittelalter konnten in der Abtei Fontevraud bestaunt werden und eine Fülle von Fachwerkhäusern in der Altstadt von Troyes. Auf der Heimfahrt schließlich gab es einen Stopp zur jüngeren gemeinsamen Geschichte bei den Totenfeldern von Verdun aus dem 1. Weltkrieg und beim Beinhaus, das der damalige dortige Bischof als Mahnmal für den Frieden errichten ließ – und doch standen sich Deutsche und Franzosen wenige Jahre später erneut auf den Schlachtfeldern gegenüber. Da waren die Absichten der Bad Vilbeler Reisegruppe deutlich friedlicher und die einzigen Schüsse waren gelungene Schnappschüsse mit Handy- und Spiegelreflexkameras: Der strahlend blaue Himmel unterstützte dies nach Kräften bei den Loire-Schlössern in Chambord, Blois, Chinon und vor allem im Schloss Chenonceau, das mitten über den Fluss Cher gebaut wurde und „im Krieg als Fluchtweg für die Resistance diente“, wie Jan Brüggemann betonte.
(Schloss Chenonceau)
Und viele pflichteten ihm bei, dass gerade dieses Märchenschloss ein Höhepunkt der Reise war, „innen richtig hübsch dekoriert mit zahllosen Blumengestecken, die thematisch immer gut in den jeweiligen Raum passten“ wie Antje Kristeller wahrgenommen hat. Die inhaltliche Reiseleitung hatte im Auftrag der Reisemission Leipzig Arthur übernommen und Werner Kristeller betonte die vielen „geschichtlichen Zusammenhänge und vielfältige Informationen über regionale und kulturelle Eigenheiten“, die er während der Fahrtzeiten weitergab. Pfarrer Klaus Neumeier und verschiedene Reisegruppenteilnehmende hatten tägliche Andachten vorbereitet zum Oberthema „Christsein und Politik“ – passend zu den aktuellen Wahlen in Deutschland und den zeitgleichen Sondierungsgesprächen; es war Konsens, dass Glaube immer mitten in der Welt gelebt werden muss und damit immer auch politisch ist und das Allgemeinwohl betrifft, „Gedanken, die mich durch den Tag und auf den Busfahrten begleitet haben“, so Angela Welz. Geistliches Highlight für Christiane Thiel-Haag aber war der riesige mittelalterliche Wandteppich in Angers: „Der dargestellte Traum des Johannes vom Ende der Welt zeigt doch auch die Gedankenwelt und Vorstellungen, die Ängste und Hoffnungen der damaligen Menschen“. Kirstin Lütz hebt hervor, was den Charakter der gemeinsamen Kulturfahrt wohl ausmacht: „Am wichtigsten bei dieser Reise waren jedoch das gemeinsame Erleben und Besichtigen der Sehenswürdigkeiten, die Gespräche in der Gruppe, besonders nach dem Abendessen.“ Und dabei mussten es nicht immer die großen Kirchen und Schlösser sein. Helga Schäfer-Geywitz und Wolfgang Neumann benannten in ihrem Rückblick die kleine Kirche St. Pierre in Bourges als „Ort für kleine Entdeckungen: hier eine Wandmalerei, dort ein Lichtblick durch bunte Glasfenster, Atmosphäre und He(i)lligkeit.“ Aber, so Karin Baumann: „Die ganze Reise war ein einziges Highlight…“
(Lutz Rosenkranz)