Corona bringt gerade alles durcheinander. Tagesabläufe, Arbeitsroutinen, liebe Gewohnheiten sind plötzlich durchbrochen. Wir stehen vor Herausforderungen, die sich wohl die meisten von uns vor ein paar Wochen noch nicht hätten vorstellen können. Dazu gehören nun auch Homeoffice, Homeschooling und Homebespaßung von kleinen Kindern. Das ist anstrengend – birgt aber auch Chancen, findet Katrin Faludi aus unserer Gemeinde, Autorin und Redakteurin beim ERF: ...
Ich bin verwöhnt. Wenn ich meine Radiobeiträge aufnehme, dann tue ich das normalerweise in einem Studio mit Teppichboden, schallgedämmten Wänden, einem ordentlichen Mikrofon und riesigen Kopfhörern, die sich wie samtene Saugnäpfe an meine Ohrmuscheln kuscheln.
Seit dem Corona-Shutdown ist das alles nicht mehr. Jetzt muss ich meine Beiträge über Trost und Hoffnung von zu Hause aus einsprechen. Dafür hat mein Arbeitgeber mir ein Tischmikrofon spendiert. Es sieht schick aus, aber wenn ich es in die falsche Buchse meines Dienstnotebooks einstöpsele, tut es Dinge, die ein Mikrofon nicht tun sollte: Es macht Geräusche. Genervt stöpsele ich so lange herum, bis das Mikro damit aufhört, starte das Aufnahmeprogramm und spreche meinen Text ein. Anschließend höre ich die Aufnahme ab und bin unzufrieden. Klingt ja wie aus der Waschküche!
Also ein neuer Versuch, diesmal mit dem Radiosprecher-Lifehack schlechthin: Ich ziehe mir eine Wolldecke über den Kopf. Aber was hilft die beste Decke, wenn von der Tischplatte ein Echo hallt? Ich überlege ernsthaft, mich mit Laptop und Mikro im Bett meines Sohnes zwischen Matratze und Auflage zu zwängen und dort auf prallen Studiosound zu hoffen. Ernsthaft? So weit kommt’s noch, denke ich. Da pfeif‘ ich lieber auf die Qualität! Also Wolldecke überziehen, Mikro an und durch!
Ich bin gerade mitten im Satz, als hinter mir die Tür auffliegt, die Dreijährige mit einem roten Obststicker auf der Stirn reingetapst kommt und vermeldet: „Mami, ich bin jetzt ein Alien mit drei Augen und komme vom Planeten Knackel-Knox-Kackeli! Was machst du da unter meiner Kuscheldecke, Mami?“
Das, meine lieben Leute, ist Homeoffice. Ich nenne es inzwischen auch perfektionsfreies Arbeiten. Denn hier lerne ich gerade eindrücklich wie nie, dass ich meine Ansprüche ein paar ordentliche Windungen weit herunterschrauben muss. Ich muss mich plötzlich fragen: Was ist gerade das Wichtigste bei meiner Arbeit und wie erreiche ich es? Ist es wichtig, wie ich sende (toller Sound, kein Tischplatten-Echo und erst recht keine dreiäugigen Aliens im Hintergrund)? Oder ist es nicht wichtiger, was ich sende (in diesem Fall hoffnungsspendende Botschaften von Gottes Liebe in stürmischen Zeiten).
Ja, jetzt fällt’s mir wieder ein. Das Was sollte bei meiner Arbeit eigentlich immer über dem Wie stehen. Wenn ich aber vom Wie so sehr verwöhnt worden bin, dass es für mich untrennbar zum Was dazugehört, dann bekomme ich ein Problem, wenn ich was senden soll, aber nicht weiß, wie.
Ein Mann aus der Bibel hatte ein ganz ähnliches Problem. Mose hat Gott kennengelernt und von ihm einen kniffligen Auftrag erhalten. Er soll zum Pharao gehen und ihn bitten, das Volk Israel, das in Ägypten versklavt ist, freizulassen. Außerdem soll er mit dem Volk reden, ihm Hoffnung auf ein Leben in Freiheit machen und es dazu aufrufen, Gott zu vertrauen. Das Was ist also klar definiert. Das Wie aber bereitet Mose Kopfzerbrechen. Er diskutiert mit Gott herum und versucht, irgendwie aus der Nummer herauszukommen. „Ich kann nicht gut reden, schick doch einen anderen … bla … bla … bla.“ Gott aber würgt Mose ziemlich unmissverständlich ab:
„Wer hat den Menschen einen Mund gegeben? […] Wer macht die Menschen stumm oder taub, sehend oder blind? Ich bin es, der Herr! Mach dich jetzt auf den Weg. Ich werde dir helfen und dir zeigen, was du reden sollst.“ (2. Mose 4,11-12, Neues Leben)
Am Ende macht Mose sich auf den Weg. Er sagt, was er zu sagen hat und Gott hilft ihm, wo er Hilfe benötigt.
So möchte ich es auch machen. So will ich meine Aufgaben, die ich hier und jetzt habe, erledigen. Mich weniger auf das Wie mit all seinen Einwänden konzentrieren, sondern lieber auf das Was. Ich kann von den Umständen genervt sein und Ausflüchte suchen. Ich kann aber auch überlegen, wie ich das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten mache. Dieses Ausbrechen aus dem gewohnten Modus ist nicht nur heilsam, es kann auch ungeahnte Energien und Kreativität freisetzen. Diskutieren ist sowieso zwecklos – Corona ist stocktaub. Das muss ich anerkennen und zugleich erkennen: Nicht alles liegt in meiner Hand. In dieser Situation aber darf ich meine Hand ausstrecken und Gott bitten, sie für mich zu führen. So, wie er Mose seine Worte in den Mund gelegt hat.
Eines meiner Lieblingslieder bringt genau das zum Ausdruck: Gott fordert uns heraus, aber er führt uns auch und sorgt für den nötigen Rückenwind.
Du bist der Herr, der mein Haupt erhebt
Du bist die Kraft, die mein Herz belebt
Du bist die Stimme, die mich ruft
Du gibst mir Rückenwind
Du flößt mir Vertrauen ein, treibst meine Ängste aus
Du glaubst an mich, traust mir was zu und forderst mich heraus
Deine Liebe ist ein Wasserfall auf meinem Wüstensand
Und wenn ich mir nicht sicher bin, führt mich deine Hand.
Wind des Herrn, weh‘ in meinem Leben
Geist des Herrn, fach‘ das Feuer an
Wind des Herrn, du hast mir Kraft gegeben
Geist des Herrn, sei mein Rückenwind
[Text und Musik: Martin Pepper]
"Rückenwind" sehen, hören und mitsingen geht hier: https://www.youtube.com/watch?v=iIsZJGs-JIQ
Gott sorgt für den nötigen Rückenwind. Das hat Corona mich wieder neu gelehrt. Pfeif‘ auf die Perfektion. Pfeif‘ auf die Umstände. Vielleicht soll ich gerade mitten in dieser Herausforderung stehen. Also nimm sie an, mach was draus und lass Gott obendrein noch das Beste draus machen! So geht Leben.
Katrin Faludi
Katrin Faludi arbeitet beim Evangeliums-Rundfunk (ERF) in Wetzlar und lebt mit Mann und Kindern in Bad Vilbel. Gerade ist ihr erstes Buch erschienen: "Ohne meinen Zweifel glaube ich gar nichts" gibt es bei Amazon - und natürlich, noch besser, in der Buchhandlung um die Ecke!
P.S.: Wer beim Lesen des Lukas-Evangeliums mitmacht: Am heutigen Mittwoch ist Kapitel 13 an der Reihe... Das ist das bemerkenswerte Kapitel, in dem Gott sich selbst mit einer Henne vergleicht! Viel Spaß beim aufmerksamen Lesen! ;-)
Geistlich leben - jetzt erst recht: Das ist unsere Devise in der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel. Während der Corona-Krise wollen wir nicht einfach nur alles absagen, sondern neue Wege eröffnen, wie wir unseren Glauben gemeinsam leben können, trotz des gebotenen Sicherheitsabstands. Dazu gehört auch der tägliche Impuls auf der Homepage. Die Impulse der vergangenen Tage finden Sie gesammelt unter https://www.ckbv.de/index.php/download/taeglicher-impuls. Weitere Infos entnehmen Sie bitte unserer Pressemitteilung: https://ckbv.de/index.php/veranstaltungshinweise/1785-aktuelle-mitteilung.