Evangelische Christuskirchengemeinde 
Grüner Weg 4 - 61118 Bad Vilbel
 Tel: 06101- 85355 - Email: info@ckbv.de

CK HPLogo

2017 - Orgelkonzert - Orient und Okzident

2017 08 20 Musikalisches Treffen von Orient und Okzident

Wer Duduk, Hang und Darabuka noch nicht kannte und wer die Orgel bislang ausschließlich mit westlicher Musik verbunden sah, erlebte am Samstagabend in der Christuskirche in Bad Vilbel eine außergewöhnliche musikalische Überraschung. Schlagzeuger Peter Jäger und Konzertorganistin Geraldine Groenendijk präsentierten ein musikalisch wie auch instrumental vielfältiges rhythmisches Programm, das exotische Instrumente zur Geltung brachte und die Orgel in völlig ungeahnte Atmosphären hüllte.

Unangekündigt wurde das Publikum mit „Intrade in Jazz“ von Michel direkt in ein fröhlich rythmische Stimmung gezogen, die aus dem ungewöhnlichen jedoch sehr harmonischen Zusammenspiel des Schlagzeugs und der Orgel hervorging. 

Den ersten Aha-Effekt brachte Peter Jäger mit der Duduk, einem Hohlblattblasinstrument ähnlich der Oboe, jedoch mit einem deutlich breiteren Mundstück, das klanglich zwischen Klarinette und Blockflöte schwebt und bereits über 1000 Jahre alt ist. Gemeinsam mit der Orgel tauchte die Christuskirche direkt in eine meditative orientalische Welt. Zu hören war „Put to sea“, zu deutsch „in See gestochen”einer sensuchtsvollen Eigenkomposition von Jäger.

Mit der Hang, einem Instrument, das einem doppelten Wok gleicht und klanglich an tropische Blechtrommeln erinnert, folgten weitere Eigenkompositionen. Das nur rund 30 Jahre alte schweizer Instrument ließ weiche sehr rhythmische Klänge zu Gehör bringen, die mit dem ruhigen Pulsieren der Orgel, so manchen aus dem Publikum zum mitwippen animierten. Besonders „Caravan of Dances“ und „Follow me“, das nach eigenen Angaben Jägers das Publikum „verführen“ sollte, vermittelten auf musikalische Weise Metaphern von magischem getrieben und erzeugten eine Karavan, der sich das Publikum kontemplativ anschloss.   

Kurz darauf folgte eine solistische Darbietung von Geraldine Groenendijk, die mit Mozart Changes von Zsolt Gárdonyi die Brücke von der Klassik in den Jazz baute. Dabei hatte das Wort „Changes“ eine doppelte Bedeutung. Im Jazz werden hiermit Akkordfolgen bezeichnet und gleichzeitig wandelten sich klassische Motive Mozarts zu jazzigen Läufen. Mit faszinierender Leichtigkeit und von Groenendijk scheinbar mühelos gespielt, sprangen die Orgelklänge dabei von den geometrisch anmutenden strengeren Motiven der Klassik zur komplexen und wechselhaften Gestalt jazziger Klänge.

Wer wie viele das klassische Schlagzeug als reines Rhythmusinstrument aus Bands gewohnt war, konnte überrascht feststellen, dass sich das Drumset auch als Soloinstrument sehen lassen kann. Peter Jäger spielte dabei anfangs mit bloßen Händen auf Snare und Toms und wechselte dann fließend zu den Sticks, während er zahllose Rhythmen virtuos kombinierte.

Fulminanter Abschluss des Abends war Bachs berühmte d-Moll Tocatta und Fuge. Doch diesmal neu interpretiert mit der energetischen Rhythmik des Schlagzeug wirkte das Werk noch mächtiger und mitreißender. Man war versucht zu meinen, dass Bach, hätte er das Schlagzeug zu Lebzeiten gekannt, es selbst so eingesetzt hätte. Spätestens hier waren die Zuhörerinnen und Zuhörer vom Pulsieren der vielfältigen Klänge erfasst.

Der klangliche Genuss dieses bunt gemischten Konzertprogramms verdeutlichte die schier unbegrenzte Vielseitigkeit der „Königin der Insturmente“. Und mit den exotische Instrumenten aus zum Teil fernen Ländern und Zeiten zeigte sich auch die unendliche Vielfältigkeit der Musik selbst. So wie die popläre Fusionküche Gerichte aus aller Welt kombiniert, um kulinarische Genusse zu erzeugen, zeugen derartige „Fusion-Konzerte“, dass in der innovativen Verbindung seltener Duos ein musikalischer Hochgenuss liegt.

Tags: Orgel

Drucken