Pilgern auf dem Lutherweg: eine besondere Gruppenerfahrung
Drei Tage durch Rheinhessen und das hessische Ried
Worms: Stadt mit dem mittelalterlichen Dom und der noch älteren Magnuskirche, in der bereits beim
Reichstag 1521 lutherisch gepredigt wurde, Stadt auch des größten Lutherdenkmals. Für 13 Pilger aus
der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel war die Stadt Anfang September Startpunkt für die ersten
drei Tage auf dem Lutherweg in Richtung Norden.
Unter der Leitung von Pfarrer Dr. Klaus Neumeier war die Pilgerwanderung ein Experiment, das auf
der Kulturfahrt im Herbst 2022 in Nordspanien seinen Anfang nahm. „Dort waren wir sozusagen als
Schnupperpilgerer mit dem Bus auf dem Weg nach Santiago de Compostela, haben aber immer
wieder auch Etappen von einigen Kilometern zu Fuß zurückgelegt. Dabei ist die Idee entstanden,
einmal einen wirkliche Pilgerweg in Angriff zu nehmen. Der Lutherweg bietet sich in unserer Nähe
dafür an – und so machten wir uns jetzt auf die ersten drei Tagesetappen“, so der Pfarrer zum
Hintergrund des ersten mehrtägigen Pilgerangebots in der Gemeinde, die für ihre vielen Fahrten und
Freizeiten bekannt ist.
Der Lutherweg wurde anlässlich des 500 jährigen Reformationsjubiläums 2017 angelegt und
hervorragend ausgeschildert. Er orientiert sich an Luthers Weg nach und von Worms aus dem Jahr
1521, als er vor Adel und Bischöfen aufgerufen war, seine Lehren zu widerrufen – was er bekanntlich
nicht tat. In 18 Tagesetappen kann dieser Weg durch Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen nun von
Pilgern nachempfunden werden.
Die Bad Vilbeler Gruppe hatte sich mit der Bahn nach Worms auf den Weg gemacht und startete an
den bekannten Luthergedenkorten der Stadt – nicht ohne den ersten Pilgerstempel an der
Magnuskirche in die Pilgerpässe einzutragen. Diese Kirche ist als älteste Kirche Südwestdeutschlands
bekannt, in der gemäß der lutherischen Lehre gepredigt wurde. Bei Regen ging es dann aus der Stadt
hinaus in die Weinberge – immer die großen Pfützen und den ärgsten Matsch umgehend. In
Osthofen gab es eine erste Lutherandacht, die Werner Betz mit sehr persönlichen Gedanken zum
Reformator, gestaltete.
Am Folgetag standen rund 25 km. auf dem Programm – jetzt aber mit Sonne und herrlichen Wegen
durch die Weinberge. Susanne Plath erinnert sich: „Toll, dass wir es alle so fast ganz klaglos geschafft
haben!“ und Britta Betz ergänzt: „Es war einfach wunderbar, wie schnell die Gruppe
zusammengewachsen ist und alle Widrigkeiten (Regen, Hitze, Blasen) niemandem die Laune
verdorben haben.“ Über viele neue Bekanntschaften und Impulse freuten sich auch Ulrich Meyer und
Brigitte Raschke. Mehrere Mitglieder Ev. Kantorei Bad Vilbel waren dabei und hatten die Möglichkeit,
einander näher kennenzulernen.
Beeindruckend war am Nachmittag des zweiten Pilgertages der Blick auf die gotische
Katharinenkirche in Oppenheim und daneben in der Ferne die Frankfurter Skyline. Dem Abend in der
Kleinstadt schloss sich am Sonntag der Gottesdienst in der bekannten Kirche an. Werner Betz „hatte
den Eindruck, dass Orgelklang und Gemeindegesang regelrecht zum Himmel aufstiegen“. Während
die Ortsgemeinde ihr Gemeindefest begann machte sich die Bad Vilbeler Pilgergruppe auf die dritte
Tagesetappe zur Rheinfähre bei Nierstein und mit ihr ins hessische Ried. Am frühen Nachmittag
erreichten alle in Trebur das Ziel der ersten drei Tage. Nach einem Eis ging es mit einem
Shuttleservice zurück nach Bad Vilbel – mit „vielen schönen Eindrücken und Impulsen“ (Annamaria
Kovacs) und Erinnerungen an eine besondere Gruppenerfahrung, die im nächsten Jahr fortgesetzt
werden soll.
Lutz Rosenkranz
Und wer Interesse hat: Hier die Anmeldung zur 2. Etappe des Lutherweges (06.-08. September 2024 )